F.A.Z. Podcast für Deutschland

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00:00:04: Ja, dann schaue ich sie an, beide abwechselnd, versuche irgendwie sie zuordnen, zu erkennen.

00:00:11: Da war aber nichts und musste dann eben fragen, wer bist denn du?

00:00:14: Und da hat dann die Frau gesagt, ich bin deine Mutter, und da habe ich dann gemerkt, okay, jetzt ist hier wirklich was ganz, ganz komisch.

00:00:20: Das ist

00:00:21: Max Rindeberg.

00:00:21: An einem Tag im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober,

00:00:27: im Oktober, im Oktober, im Oktober,

00:00:27: im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober, im Oktober.

00:00:31: Seine Geschichte hat in meiner Kollegin Marie-Lisa Kehler erzählt, die sie für die letzte Ausgabe unserer Sonntagszeitung aufgeschrieben hat.

00:00:37: Eine Geschichte, die unglaublich viele Ebenen hat, die

00:00:40: so

00:00:40: viele Perspektiven aufmacht, wie auch jeder von uns auf Erinnerung, Persönlichkeit und letzten Endes das Leben selbst schauen kann.

00:00:46: Ich bin froh, dass sich Max entschieden hat, seine Erlebnisse uns auch hier im Podcast zu erzählen.

00:00:51: Und damit herzlich willkommen zu einer nicht ganz typischen Folge des FAZ Podcasts für Deutschland heute am neunzehnten September.

00:00:58: Mein Name ist Michael Götz und ich freue mich sehr.

00:01:00: dass Sie zuhören.

00:01:05: Jetzt sitzt mir Max Rineberg im Studio gegenüber.

00:01:08: Wir haben ein kurzes Vorabgespräch am Telefon geführt.

00:01:11: Und da wir über so ein persönliches Thema sprechen wollen, haben wir uns oft das Du verständigt.

00:01:15: Deswegen herzlich willkommen,

00:01:17: Max.

00:01:17: Hallo, vielen Dank für die Einladung.

00:01:19: Wir

00:01:20: steigen ein in eine Begebenheit.

00:01:22: Im Oktober, dass du in einem Krankenhauszimmer wach geworden bist.

00:01:27: Kannst du uns die Situation aus deiner damaligen Sicht in diesem Moment schildern?

00:01:32: Ja, das war ein... ganz merkwürdiger Moment rückblickend betrachtet.

00:01:37: Da ich dachte, als ich wach wurde oder zu meinen Sinn kam, dass ich gerade ein frisch geborenes Kind bin, ein Säugling.

00:01:46: Und ja, das Leben in dem Moment eigentlich gerade beginnt.

00:01:50: Ich habe wahrgenommen, wie das Herz schlägt, wie der wieder Puls den Körper belebt, wie ... Ich anfange Gedanken zu machen und zu ordnen, wie ich anfange, die Sinnesorgane zu spüren, zu hören, zu fühlen, zu sehen dann auch.

00:02:06: Und war dann ganz überrascht, als ich die Augen dann Richtung Fenster oder von der Decke runter Richtung Fenster und Bett kleinten lassen habe, dass ich im ausgewachsenen Körper stecke, der auf meine Befehle reagiert, da war ich etwas irritiert.

00:02:20: Und dir war aber klar im Kopf, dass du eigentlich ein Zeugling bist?

00:02:22: Genau.

00:02:23: Ich ging davon aus, dass ich ein Baby, ein Neugeborene sein sollte.

00:02:26: Okay, und wie ging's von da aus weiter?

00:02:28: Da war ich sehr irritiert und konnte die Welt nicht wirklich verstehen.

00:02:32: Und war dann aber auch ganz froh, auch wieder nach hinein, dass ich gar nicht so viel Zeit hatte, alleine mit meinen Gedanken, sondern dass ich schon Schritte auf Flur hörte, in der Tür klingte, gehen, dass die Zimmertüren in dem Zimmer, in dem ich lag, aufging und dass dann eben zwei Menschen reinkamen.

00:02:48: Eine Frau und ein Mann, die haben sich dann selbstbewusst, ganz selbstverständlich auch an meine Bettzeite gestellt, zu rechten.

00:02:54: Die Frau hat auch einfach meine Hand genommen, sie gehalten, das hab ich auch zugelassen.

00:03:00: Und ja, dann schau ich sie an, beide abwechselnd, versuche irgendwie sie zuordnen, zu erkennen.

00:03:07: Da war aber nichts und musste dann eben fragen, wer bist denn du?

00:03:10: Da hat dann die Frau gesagt, ich bin deine Mutter, und da hab ich dann gemerkt, okay, jetzt ist hier wirklich was ganz, ganz komisch, weil erstens keinen Zeug klingen.

00:03:18: Zweitens, erkenn ich meine Mutter nicht, ich konnte das dem Begriff Mutter zuordnen.

00:03:23: Das war ... Mhm.

00:03:25: Schon hart, ja.

00:03:26: Ja, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, wenn ich ehrlich bin, aber von dem, was du erzählst natürlich.

00:03:31: Das heißt aber, für dich waren diese Kategorien klar, von Mutter zum Beispiel, du bist allein im Zimmer, hast du auch sofort verstanden, dass du im Krankenhaus

00:03:41: bist?

00:03:42: Nein, das auch nicht sofort.

00:03:43: Du spiepst ja nix im Hintergrund oder sonst irgendwie etwas, weil eher alles nüchtern, steril.

00:03:49: wie man sich halt auch im Krankenhaus am Ende des Tages vorstellt.

00:03:53: Aber ich hab das in dem Moment nicht als Krankenhaus wahrgenommen.

00:03:57: Ich hab da einfach nur, es war einfach ein neutraler, steriler Raum einfach tatsächlich.

00:04:02: Und wie hast du dann verstanden, was eigentlich dazu geführt hat, dass du da lagst?

00:04:08: Ich bin dann relativ schnell eingeschlafen, nach der Situation, die ich gerade beschrieben habe, weil ich doch sehr überfordert war.

00:04:14: Und da ... hatte ich dann auch schon den ersten Flechbeck und ... ja, hat so einen Donnern in den Ohren im Kopf, Blitze, sind eingeschlagen vor den Augen im Kopf.

00:04:27: Und das war sehr unangenehm.

00:04:28: Dann hatte ich den ersten Flechbeck, dass ich diese ... eine Nahtoderfahrung ... erlebt habe, durchlebt habe.

00:04:36: Das erste Mal, die war dann leider ein monatelang täglicher Begleiter, wo ich dann ... von oben gesehen habe, was passiert ist.

00:04:44: Ob es dann tatsächlich so passiert ist, weiß ich nicht.

00:04:47: Ist schwer einzuschätzen, aber es gibt zumindest in dem Moment einen gewissen Halt oder eine gewisse Erklärung,

00:04:55: was passiert ist.

00:04:55: Du hast dich selber gesehen?

00:04:57: Genau, ich hab mich selbst gesehen über den Heimatort, wo das passiert ist, über den Kirschplatz, mich schweben, fliegen, sehen und habe gesehen, wie ich über den Ding ... Kirchplatz überquert habe, gekreuzt habe und dann diese drei berühmten Stufen dann vorher ausgerutscht, gestolpert bin.

00:05:15: Ich kann aus der Ferne eben nicht genau zu erkennen für mich, aber dann zumindest da gestürzt bin auf die oberste Kante der Treppe und dann dort eben lag.

00:05:24: Und das heißt du konntest dich an in diese Situation reinversetzen.

00:05:28: oder hat es das geträumt?

00:05:29: oder wie stehe ich mir das vor?

00:05:31: Es war wie eine Arthrose, würde ich sagen.

00:05:35: Ja, ich hab das durchlebt, noch mal.

00:05:36: Ich war als Außendrinner, hab ich darauf hin abgeblickt auf diese Situation.

00:05:40: Bin dann auch herangeführt worden von irgendetwas.

00:05:43: Und dann aber auch wieder weggezogen und war dann im Nichts.

00:05:46: Ich hab das mal beschrieben.

00:05:49: Wenn man vom fünf Meter, zehn Meter Turm im Schwimmbad ins Wasser springt, gibt's diesen einen kurzen Moment dieser Schwerelosigkeiten, bevor man wieder nach oben geht, aber auch nicht mehr nach unten.

00:05:57: Diesen Moment, nur in ... das eingefroren.

00:06:01: Also ... in unendlicher Dauer.

00:06:05: So fühlte sich das ungefähr an, nur dass das drum herum einfach eiskalt war und keine Masse hatte.

00:06:11: Wie in der Seifenplase steckte, die komplett schwarz ist und nichts zu sehen war.

00:06:16: Das heißt aber auch, du hast ein Begriff davon gehabt, dass du gestürzt bist auf diese Treppenstufe gefallen bist?

00:06:21: Ja.

00:06:22: Aber davor gab es nichts.

00:06:24: Genau.

00:06:24: Davor hab ich bis heute eben keinerlei Erinnerung.

00:06:28: Ich weiß nicht, was davor passiert ist.

00:06:33: keine Emotionen, keine Gefühle, keine Erinnerung an die Momente, an die Geschichte des vorigen Lebens.

00:06:39: So nenn ich es heute eben.

00:06:40: Weil man ja auch irgendwo eine Form der Akzeptanz finden muss.

00:06:44: Da warst du siebzehn.

00:06:45: Genau, da war ich siebzehn.

00:06:46: Und ein paar Monate alt, relativ kurz vor dem achtzehnten Lebensjahr, diese Zeit ist einfach ausgelöscht.

00:06:55: Und gabst du was wie emotionale Sinnseintrücke, die du später ... wieder erkannt hast oder die dich emotional bewirkt haben oder sowas wie Gerüche oder Musik oder irgend sowas wo du.

00:07:06: auf eine andere Art und Weise als faktisch anknüpfen konntest?

00:07:09: Da gab's leider keinen Tricker irgendwie, dass der dann bei dem Lied oder bei dem Film oder bei diesem Geräuch, bei diesem Geruch, bei diesem Geschmack, dass da irgendwas zurückkommt.

00:07:17: An einer Dicher-V-Gefühl oder überhaupt ein Dicher-V-Gefühl hab ich bis heute auch noch gar nicht erlebt.

00:07:21: Also, da kam bis heute keine Situation vor.

00:07:25: Es kommt mir irgendwie bekannt vor, sind immer wieder neue Eindrücke.

00:07:28: Ja, natürlich, dass wir morgens aufstehen, ist aber kein Dicher-V.

00:07:31: Ja, also, die Beschreibung eines Dicher-Vs kenn ich nur.

00:07:35: ohne es erlebt zu haben.

00:07:37: Also auch nur von anderen Personen sozusagen.

00:07:38: Genau, genau.

00:07:39: Und wenn wir jetzt mal in ein Status-Up-Date reingehen sozusagen, an dem Punkt, auf was hattest du Zugriff und auch was nicht?

00:07:46: Ja.

00:07:47: War dann ganz faszinierend, wir wussten das am Anfang eben auch nicht zuzuordnen.

00:07:51: Auf jeden Fall war das autobiografische Gedächtnis wirklich, ich wusste nicht, wie ich heiße, ich wusste ab meiner Mutter, mein Vater, Stiefvater, Stiefmutter, Schwester, Freunde.

00:08:01: Bin auch immer alle anderen Menschen nicht erkannt um mich herum.

00:08:04: was ich erlebt habe, was ich gemacht habe, was meine Hobbies Leidenschaften waren.

00:08:07: Das war alles weg.

00:08:08: Tatsächlich auch so ein wenig die Gerüche geschmecker, was mir schmeckt, was mir nicht schmeckt, was mir gefällt, was mir nicht gefällt.

00:08:15: diese ganze komplette Autobiografie.

00:08:17: Vieles, vieles, was ich in der Schule und in der Ausbildung oder in der damaligen Ausbildung gelernt habe, ist weg.

00:08:24: Englisch musste ich neu lernen.

00:08:25: Als einmal eins habe ich neu lernen dürfen.

00:08:27: Ich konnte interessanterweise noch plus-minus rechnen, lesen, schreiben, konnte ich dann tatsächlich noch, also paar Basics, wie auch Schuhe anziehen, ein Gürtel zu machen, mit Messer und Gabel essen, ein Wasserglas greifen, ein Pullover anziehen.

00:08:43: Da waren viele Basics noch da.

00:08:45: Wir wussten aber nicht, ob ich Fahrrad fahren konnte.

00:08:48: Das mussten wir ausprobieren.

00:08:49: Wir wussten nicht, ob ich noch schwimmen kann.

00:08:50: Das haben wir ausprobiert.

00:08:52: Ich wusste nicht, wie ich ausfahren konnte.

00:08:53: Du musst mir

00:08:53: das vorstellen, dass ihr das ausprobiert habt.

00:08:55: Das war einfach ein Versuch gemacht.

00:08:57: Genau,

00:08:57: beim Schwimmbad ganz einfach mit der Schwester und Freunden ins Schwimmbad gegangen.

00:09:01: Und dem Bademeister gesagt, komm so mal bis in unsere Nähe.

00:09:05: Wir wissen nicht, ob der junge Mann nicht schwimmen kann.

00:09:08: Der hat dann auch irritiert geguckt.

00:09:11: einfach mal ins Wasser gesprungen, versucht über Wasser zu halten, das funktioniert.

00:09:14: Ich werd keine ... Fünfzig Meter in, keine Ahnung, wie viele Minuten schwimmen.

00:09:19: Aber ich kann mich über Wasser halten, das reichte mir dann auch.

00:09:22: Aber auch Autofahren war ganz interessant.

00:09:23: Ich hab ja immer nur die anderen gesehen, dass wir irgendwas mit den Füßen gemacht haben.

00:09:27: Und dem Schaltknüppel.

00:09:28: Aber was da genau, wie das genau funktioniert, wusste ich auch nicht, obwohl ich schon den Führerschein hatte.

00:09:33: auf dem Papier zumindest.

00:09:35: Das musste ich dann auch noch mal neu lernen, erklärt bekommen.

00:09:38: Bin ja auch noch mal tatsächlich in die Fahrschule gegangen und hab die Theorie noch mal gemacht.

00:09:42: Okay, verstehe.

00:09:43: Das heißt aber, du hast die meisten Sachen dann einfach mit deinem Umfeld aufgearbeitet, aber hast dich selber damit beschäftigt.

00:09:49: Genau.

00:09:50: Okay.

00:09:51: Und es ist für mich schwierig zu begreifen, aber zuerst denkt man ja wahrscheinlich erst mal, das kommt irgendwann wieder zurück, oder?

00:09:58: Das war die Hoffnung von uns allen.

00:10:00: Haben auch die Ärzte ... gehofft und gesagt, dass sie gesagt haben, das wird schon wieder.

00:10:06: Das war so der Gängegesatz, das wird schon ... Ja, wurde aber halt nicht mehr.

00:10:11: Und bis wir dann halt auch irgendwann entscheiden mussten, dass es nicht mehr wird.

00:10:16: Ich wollte natürlich irgendwo auch anknüpfen.

00:10:17: Ich war ja wirklich verloren.

00:10:19: Ich war ja ... Die Menschen waren mir fremd.

00:10:22: Das ist eine unangenehme Situation, um es mal zu beschönigen.

00:10:26: Das tat schon weh, alleine zu sein.

00:10:29: Auch wenn man ... Obwohl ich wusste, dass ich nicht alleine bin.

00:10:32: Weil die Menschen um mich herum waren ja da und haben sich mir angenommen.

00:10:36: Also, diese Familie, die ich da habe ... Die ist mehr als mit einem Gold der Welt aufzuwiegen.

00:10:42: Das war so dankbar dafür, dass sie sich mir angenommen haben, dass sie mich nicht alleine gelassen haben.

00:10:47: Auch wenn ich es an Anfang eben nicht zurückgeben konnte, dass ich eher an Anfang eher zurückhaltend war.

00:10:52: Erst die Emotionen auch lernen musste, die waren aber auch beispielsweise weg.

00:10:55: Ich konnte anfangs nur zwischen gut und nicht gut unterscheiden.

00:10:58: Und im Gut gehört ja auch die Liebe dazu.

00:11:00: Die Liebe musste ich auch erst kennenlernen, verstehen lernen, spüren lernen.

00:11:06: Nachdem ich das dann konnte, konnte ich dann noch die Familie annehmen.

00:11:10: Ist dann natürlich eine schwierige Zeit am Anfang gewesen.

00:11:13: Und hast du so was versucht, wie sozusagen detektiv in deinem eigenen Leben zu sein?

00:11:19: Also, indem du die Fotos angeguckt hast oder irgendwie versucht hast, das quasi wiederherzustellen?

00:11:27: haben wir bewusst erst mal weggelassen, weil wir wissen wollten, ob ich mich dann tatsächlich erinnern kann.

00:11:32: Ah, okay.

00:11:32: Dass wir nicht, wenn ich dann gleich Bilder gezeigt bekomme, dann sag, ja, ja, ja, ja.

00:11:38: Klar, wäre dann auch irgendwo vielleicht ein Rettungsanker gewesen.

00:11:42: Man hört die Geschichten und erzählt dann noch was drum herum und hat dann einen Anker vielleicht.

00:11:48: Aber man lügt sich nur was vor.

00:11:49: Wir haben das bewusst weglassen.

00:11:50: Wir haben dann irgendwann angefangen, Reize zu setzen.

00:11:52: Ich bin dann in die alte Ausbildungsstätte gegangen, hab da mit meiner alten Ausbilderin ihr über die Schulter geblickt und geguckt, was sie da macht.

00:11:58: Hab Aufgaben bekommen in alten Ausbildungsbetrieb.

00:12:01: Klar, konnte ich keine Buchhaltung machen, keine Steuererklärung ausfüllen.

00:12:05: Da ich war in der Ausbildung zum Steuerfach angestellten, das war da nicht mehr möglich.

00:12:08: Ich hab Kopiarbeiten gemacht, hab immer wieder über die Schulter geguckt.

00:12:10: Was dieser Beruf eigentlich bedeutet.

00:12:14: Ich war in der alten Schule gewesen, in der ich war in der Realschule.

00:12:18: Hab da die alten Klassen, oder die Lehre, die ich hatte damals besucht, oder hab mich in die Klassen mit dazu gesetzt.

00:12:25: Wir haben versucht, Reize zu setzen einfach.

00:12:26: Ich war mit meinem alten Marathon-Trainer laufen.

00:12:29: Ich war selbst laufen.

00:12:31: War in der alten Fußballmannschaft.

00:12:33: um zu gucken, ob da irgendwas bekannt vorkommt.

00:12:36: Ob ich vielleicht so ein dicher Wügefühl auch kriege.

00:12:39: Aber da hat sich halt auch nichts geregt und getan und irgendwann merkt man dann halt auch, dass das dann vielleicht doch nicht wiederkommt.

00:12:45: Hier möchte ich einmal kurz aus dem Gespräch aussteigen.

00:12:51: Ich weiß nicht, ob es Ihnen genauso geht, aber ich habe da noch ein paar Fragen.

00:12:55: Deshalb habe ich mit Rüdiger Pohl gesprochen.

00:12:57: Er ist Psychologe und beschäftigt sich unter anderem mit dem autobiografischen Gedächtnis und forscht zur Gedächtnispsychologie.

00:13:03: Als erstes habe ich ihn gefragt, ob es öfter vorkommt, dass Erinnerungen verschwinden.

00:13:06: Ja, das kommt vor nach Utfällen, nach Operationen, nach Selbstmordversuchen, nach psychischen Traumata auch.

00:13:15: Und in der Regel gibt es zwei verschiedene Formen.

00:13:17: Einmal, dass es rückwirkend ist auf das Leben vor dem Trauma, dass das verschwindet.

00:13:22: Und zum anderen vorwärtswirkend ist die Zeit nach dem Trauma, dass sich keine neuen Erinnerungen mehr

00:13:28: aufbauen

00:13:29: kann.

00:13:29: Beide Formen sind ... erstaunlicherweise nicht miteinander korreliert.

00:13:34: Das heißt, sie treten unabhängig voneinander auf.

00:13:36: Das eine betrifft sozusagen den Abruf von schon gespeicherten Dingen und das andere trifft das Speichern neuer Informationen.

00:13:43: Beides sind verschiedene Prozesse für das Gedächtnis.

00:13:47: Im Alltag ist es nun so, dass diese Verluste, diese Amnesien in der Regel reversibel sind.

00:13:53: Manchmal nach Minuten, manchmal nach Tagen, manchmal nach Wochen.

00:13:56: Aber es gibt eben auch einige Sehr seltene Fälle allerdings, wo die Amnesie, gerade die Retrograde Amnesie für das bisherige Leben komplett ist und nicht reversibel ist.

00:14:07: Da kommt nichts mehr zurück.

00:14:08: Und wie beeinflussen die Erinnerungen die Persönlichkeit eines Menschen?

00:14:12: Und wie wirkt sich das aus, wenn sie plötzlich weg sind?

00:14:14: Was wir das Ich nennen oder das Selbst, also unsere Basis unserer Persönlichkeit, unser Selbseinschätzung basiert natürlich auf den Erfahrungen, die wir im Laufe des Lebens gemacht haben.

00:14:24: Das, was wir selber erfahren haben, was andere über uns gesagt haben, wie wir Rückmeldungen aus der Umwelt bekommen, wer wir sind, was wir sind, was wir können, was wir wollen, was wir lieben, was nicht.

00:14:35: All das basiert ja auf Erfahrungen, die wir gemacht haben und die abgespeichert werden.

00:14:40: Und darauf abstrahieren wir sozusagen, was wir für uns selbst als unserer Persönlichkeits-Eigenschaften annehmen.

00:14:47: Hinzu kommt neben diesen Persönlichkeitsaspekten das Gefühl, kontinuierlich über die Zeit zu leben, also sich zu entwickeln, sich entweder weiterzuentwickeln oder zumindest stabil zu sein über die Zeit.

00:14:59: Auch das basiert natürlich auf Erinnerungen über die Zeit, den sogenannten episodischen

00:15:04: Erinnerungen.

00:15:05: Und dann die soziale Komponente.

00:15:07: Wie interagiere ich mit anderen Leuten?

00:15:09: Welche Menschen habe ich?

00:15:11: Welche Bezüge habe ich?

00:15:12: Welche sozialen Rollen nehme ich ein?

00:15:14: Wo bin ich?

00:15:15: Wer bin ich?

00:15:15: Vater?

00:15:16: Bruder?

00:15:17: Lehrer?

00:15:17: Schüler?

00:15:18: Was bin ich?

00:15:19: Das definiert sich über soziale Kontakte.

00:15:22: Wenn all diese Erfahrung verloren gegangen ist, ist ja nichts mehr da.

00:15:28: Worauf ich meine Persönlichkeit schließen kann, wer ich bin und was ich mache und was ich habe.

00:15:36: Das ist dann alles weg und diese Menschen müssen dann in der Regel wieder von Null anfangen, neue Erfahrungen aufzubauen.

00:15:43: Und wenn das gelingt, also wenn ihren Gedächtnis für neue Informationen funktioniert, dann gelingt das auch nach einiger Zeit, dass sie wieder eine neue Persönlichkeit entwickeln.

00:15:55: Welche Einflüsse können unbewusste Erinnerungen auf uns haben, z.B.

00:15:58: aus der frühen Kindheit?

00:15:59: Das hat immer einen Einfluss.

00:16:01: Die Erfahrungen aus den ersten Kindheitsjahren werden gespeichert.

00:16:08: Das wissen wir.

00:16:09: Sie sind im Gedächtnis abgelegt, aber sind später nicht mehr zugänglich.

00:16:13: Dafür gibt es verschiedene Gründe.

00:16:15: Zum einen, weil wir dann ab zwei, drei, vier Jahren anfangen, die Sprache zu entwickeln.

00:16:22: Und die Sprache als Medium dominiert dann die Kodierung im Gedächtnis.

00:16:26: Alles, was vorher visuell, taktiel, emotional oder irgendwie gespeichert wurde in der frühen Kindheit, ist dann nicht mehr zugänglich, weil es nicht mit Wörtern verknüpft ist.

00:16:38: Das heißt, die Erinnerungen sind schon noch da, die können auch noch implizit wirken, dass wir zum Beispiel bestimmte Ängste haben oder bestimmte Vorlieben haben oder Geschmacksaversionen haben, was auch immer.

00:16:49: Aber wir können das nicht mehr benennen.

00:16:50: Wir können nicht sagen, ja, das war die und die Erfahrung oder das und das Erlebnis dort, sondern dass es implizit vorhanden ist, also wirksam.

00:16:59: Da zeigt es auch, dass es im Gedächtnis gespeichert ist.

00:17:03: Aber wir haben keinen Zugriff darauf.

00:17:04: Wir können das nicht benennen.

00:17:05: Und nun zurück zum Gespräch.

00:17:07: Wenn wir jetzt noch mal konkret darauf zurückgehen, als du aus dem Krankenhaus zurückkamst, wie hast du dich denn eigentlich deinem Umfeld bewegt?

00:17:17: sehr zurückhaltend, sehr still, sehr beobachtend, neugierig auch, aber auch unsicher.

00:17:25: Weil, ja, ich gehe da jetzt mit wildfremden Menschen einfach mit in deren Zuhause, wo sie sagen, das ist auch mein Zuhause.

00:17:32: Zuhause ist ja auch so ein Begriff wie Mutter.

00:17:34: Da hat jeder Emotionen, Bilder, Gerüche, Fühle vor dem inneren Auge oder auch in der Nase, im Ohren, weil jeder verbindet da irgendwas.

00:17:42: Und für mich war das, war es am Anfang einfach kein Zuhause.

00:17:46: Auch wieder ein fremder Ort mit fremden Menschen.

00:17:49: Das war am Anfang sehr beklemmend.

00:17:52: Und hat auch natürlich dieses Gefühl, dieses Nicht-Gut-Gefühl verstärkt.

00:17:56: Von Einsamkeit, von verloren sein.

00:17:59: Und hat das nicht gerade am Anfang ... Ja, nicht gerade war nicht hilfreich, wieder zurückzukommen.

00:18:07: Also, das war ... war er anfangs erst ein Verstärker, deswegen auch still zurückgezogen, beobachtend, um zu gucken, okay, wer ist wer?

00:18:17: Wie steht wer mit wem im Verhältnis auch zu mir gegebenenfalls?

00:18:21: Wer kümmert sich wie intensiv auch um mich oder ist für mich da?

00:18:26: Und sie haben mir aber dann auch die Familie gerade, den in den Freiraum gelassen, zu kommen.

00:18:33: Ja.

00:18:33: Also mich nicht verschreckt.

00:18:35: Du hast es schon angesprochen, dass du von deiner Familie auch wahnsinnig viel Unterstützung erfahren hast.

00:18:41: Für mich ist sofort die Frage auch da, also natürlich definitiv war das für dich schwer, aber das muss ja für deinen Umfeld auch unglaublich schwierig gewesen sein, wie man dir begegnet.

00:18:51: oder war das eher so, dass die Leute um dich herum was von dir erwartet haben, was du nicht erfüllen konntest.

00:18:58: Ich glaube nicht, dass sie was erwartet haben, vielleicht unbewusst, eine gewisse Erwartungshaltung hatten.

00:19:05: Die hatte ich aber auch, ich hatte das Gefühl, vielleicht das zu spüren, dass sie eine Erwartungshaltung haben.

00:19:11: War für die Familie definitiv auch nicht leicht.

00:19:15: Die Freunde haben weitergemacht.

00:19:20: Das gestern war egal irgendwo, das war schon ganz hilfreich.

00:19:24: Die Familie hatte natürlich tagtäglich mit mir Kontakt.

00:19:28: Auch damals, also vor dem Unfall und danach.

00:19:31: Also, dass sie auch ... Ja, zu kämpfen hatten, definitiv.

00:19:35: Sie haben es mir nicht gezeigt, weil sie gesehen haben, dass ich grad sehr ... ja, sehr mit mir selbst hardere oder mit der Situation hardere.

00:19:44: Meine Mutter war eine unheimlich, oder ist immer noch heute eine unheimlich starke Persönlichkeit und Frau ... ja, Löwenmama, sagt man, glaub ich.

00:19:53: Passt da ganz gut, die sich das dann, oder mir nicht direkt anmerken lassen hat.

00:19:58: Aber ich denke durchaus, die Familie sich untereinander auch ausgetauscht hat.

00:20:03: Und durchaus dann auch gehadert hat natürlich, weil sie ja auch ... Die Hülle ist ja noch da gewesen von dem alten Max.

00:20:09: Nur er hat keinen Bezugspunkt mehr zu den Geschichten.

00:20:12: Und sie haben ja auch Erinnerungen und Erlebnisse mit mir gehabt.

00:20:15: Positive wie negative, die sie ja auch einfach immer noch präsent haben.

00:20:21: Es gibt ja so kleine Situationen, ich gehe in die Küche und hab in dem Moment vergessen, warum ich eigentlich da bin.

00:20:29: So, das kann man jetzt natürlich gar nicht mit deiner Situation vergleichen.

00:20:32: Aber mich verunsichert selbst das schon.

00:20:35: Mhm.

00:20:37: Wie bist denn du dann wieder zu dem Selbstvertrauen gekommen, das mir jetzt gegenüber sitzt?

00:20:44: Das war ein langer, langer Weg, muss ich wirklich sagen.

00:20:48: Ich musste anfangs dann erst mal wirklich lernen, die Situation anzunehmen, zu sagen, ich kann daran jetzt aktuell nichts ändern, das zu akzeptieren.

00:20:56: Und ich glaube tatsächlich, dass Akzeptanz ganz, ganz, ganz wichtig ist, um mit den Lebensaufgaben, Herausforderungen zurechtzukommen.

00:21:08: Und mit der Akzeptanz kommt dann auch irgendwann eine gewisse Gelassenheit und Zuversicht, dass es weitergeht.

00:21:15: Und das ... War definitiv nicht leicht, hat mehrere Jahre gedauert.

00:21:20: Und trotz, oder gerade deshalb auch, hat das mich auch stärker und ausdauernd gemacht in gewissen Bereichen, oder ja, dass das mich nicht mehr so sehr erschüttern kann, dass ich weiß, okay, es geht immer weiter.

00:21:35: Können viele von uns sich wahrscheinlich auch eine Scheibe davon abschneiden.

00:21:38: Wann hast du denn festgestellt, dass diese Suche nach dem alten Max dich nicht weiterbringt?

00:21:43: Ein Zeitpunkt.

00:21:44: ist das schwer auszumachen, vielleicht ein Zeitraum.

00:21:48: Ich ging dann in eine psychosomatische Klinik, in der mir gut geholfen worden ist, weil der auch der räumliche Abstand da war, dass ich da auch einfach mal zur Ruhe kommen konnte, da die ersten Werkzeuge mit auf den Weg bekommen habe, das Ganze zu akzeptieren oder damit umzugehen.

00:22:06: Auch wenn ich sie noch nicht benutzen konnte, dann auch wieder zurückzukommen in die alte Heimat.

00:22:13: Sie dann auch anzunehmen, auch die Menschen, die da drin sind oder in meinem Leben sind, die Familie anzunehmen, als das, was sie sind, eben nicht als Familie diese Gefühle auch zuzulassen, in mich hineinzuhören, zu schauen, was da ist.

00:22:28: Ja, und das dann auch einfach anzupacken dann tatsächlich.

00:22:31: Hatten lange gedauert.

00:22:33: Da waren viele kleine Dinge, die geholfen haben, dass es funktioniert.

00:22:38: Ganz wichtig, die Familie, dann eine Perspektive.

00:22:40: Ich kann was machen, eine Ausbildung dann.

00:22:43: Das war dann als Versicherungskaufmann eben.

00:22:46: Die Freunde, die dann da waren, die mich weiter mitgenommen haben, dann hatte ich die Zigarre ja irgendwann entdeckt.

00:22:51: Da einen neuen Freundeskreis gefunden.

00:22:54: Da müssen wir noch mal einhaken, die Zigarre.

00:22:56: Das weiß ich jetzt aber natürlich unsere Hörerinnen und Hörer vielleicht noch nicht.

00:23:02: Was hat dein Leben mit einer Zigarre zu tun?

00:23:04: Ja, die Zigarre kam durch Zufall ins Leben.

00:23:06: Ich musste ja erschaffen, mein Heimat irgendwo neu entdecken, hab diesen Geruch wahrgenommen.

00:23:10: Ich bin da hinterher, um zu gucken, wo der herkommt und wollte wissen, was das ist.

00:23:14: Hab mir zwei Zigarren besorgt und hab auf dem Balkon gesessen, die ihr probiert.

00:23:19: Das fand ich schön, weil man Zeit braucht dafür.

00:23:21: Auch nichts anderes groß dabei machen kann.

00:23:25: Sonst schmeckt die Zigarre nicht.

00:23:27: Dass man da gezwungen ist, mit sich selbst zu beschäftigen.

00:23:30: Das heißt ... Das hat dich einfach fasziniert, dieser Geruch oder dieses ... Genau.

00:23:35: Der

00:23:35: Geruch, der Geschmack, dass der Geruch anders ist wie der Geschmack, das auch zu zelebrieren, eine Zigarre anzuschneiden, anzuzünden.

00:23:41: Das ist ja schon ... ja, ein Ritual, ein ... ein ... ja, wie beim Yoga auch, so die Matte auszurollen, ist das dann, die Zigarre vorzubereiten.

00:23:51: Und wie beim Yoga sich dann hinzusetzen und zur Ruhe zu kommen, ist es dann auch beim Zigarre anzünden, dann, ja, zur Ruhe zu kommen und dann auch bewusst ein- und auszuatmen.

00:24:01: Ziggare auch meiner Gott sei Dank nicht auf Lunge.

00:24:02: Das ist ein reines Genussmittel, um dann einfach was zu schmecken, was ein halt irgendwo ganz anders hinbringt.

00:24:10: Und jetzt, wenn wir auf dein Leben im Hier und Jetzt schauen, dann spielt die Ziggare auch immer noch eine große Rolle, ne?

00:24:15: Als hätte es so sein sollen, bin ich inzwischen seit fast sieben Jahren im Außendienst für einen Ziggaren-Impoteur unterwegs.

00:24:22: Ja.

00:24:23: Und hast da deine Leidenschaft zum Beruf gemacht.

00:24:25: Genau.

00:24:25: Also sieht man sofort an dem Leuchten in deinen Augen.

00:24:27: Das ist ein Thema, wo du sofort die Begeisterung rüberbringst.

00:24:32: Das ist ja auch was, was ich spannend finde.

00:24:35: Erinnerungen prägen ja irgendwie uns, unsere Persönlichkeit.

00:24:39: Du hast auch vorhin schon direkt vom Alten in Anfangszeichen Max gesprochen.

00:24:43: Deine Persönlichkeit hat sich auch... an dem Punkt in Neufahrwand.

00:24:47: Das kann man sagen, glaub ich, oder?

00:24:48: Wenn man ja keine Erinnerung hat, was man gemacht hat und was man erlebt hat, kann man das auch nicht beurteilen, ob das gut oder nicht gut ist.

00:24:56: Man muss es noch mal neu ausprobieren, aber man hat auch keine Schubladen.

00:24:59: Man ist komplett frei, man hat eine weiße Leimwand, eine weiße Wand vor sich und kann einfach anfangen.

00:25:04: Probieren.

00:25:05: Das durfte ich dann oder musste ich dann.

00:25:08: Ich würde es heute wirklich als dürfen bezeichnen, müssen ist gequält.

00:25:12: Dürfen ist ein Geschenk.

00:25:14: Ich habe es dann irgendwann auch als Geschenk betrachtet, mich ausprobieren zu können.

00:25:18: Und kannst du dir vorstellen, dass du auch einfach vielleicht ein Stück weit unabhängiger von Erwartungen an dich bist durch diese Begebenheit?

00:25:28: Oder dass du eine größere Offenheit hast, du hast von über Akzeptanz geredet, das anzunehmen, was kommt?

00:25:34: Ja,

00:25:35: definitiv.

00:25:37: ist, glaub ich, schwer, wenn man keinen schweren Schicksalsschlag vielleicht erlebt hat oder nicht vor schon großen Herausforderungen gestanden hat, die außergewöhnlich sind, ist es schwer vielleicht, diese Akzeptanz schneller zu lernen.

00:25:52: Ich musste es lernen in dem Punkt, um dann weitermachen zu können.

00:25:56: Auch jetzt hat man natürlich immer wieder Herausforderungen, wo man sagt, verdammt.

00:26:00: Muss das denn jetzt sein?

00:26:01: oder wo man hadert wenn diese akzeptanz die ich gelernt habe oder die ich habe in mir trage?

00:26:06: und zuversicht Dadurch ist Nicht eine klassenheit aber die hoffnung ist immer da dass es immer weiter geht und dass man da auch einfach weiß dass es gut ausgeht.

00:26:17: Und wenn ich jetzt richtig gerechnet habe dann ist die zeit wo du nicht auf deine erinnerung zurückgreifen kannst und die zeit Wo du es kannst die halten sich jetzt ziemlich genau die waage

00:26:26: genau.

00:26:27: ist das auch ein besonderer zeitpunkt für dich?

00:26:29: Ich hab noch keine großen Gedanken darüber gemacht, weil das Leben, was ich ja jetzt habe, lebt sich gut.

00:26:35: Ja.

00:26:36: Mit der Familie, mit den Freunden, mit der Arbeit.

00:26:39: Na, Arbeit ist ja nicht mit dem Beruf.

00:26:42: Mit allem bin ich im Rhein im Ausgleich.

00:26:45: Vielleicht macht das an diesem ominösen, fünfundzwanzigsten Oktober was mit mir, wenn's dann mal so weit ist.

00:26:51: Vielleicht aber auch gar nicht.

00:26:52: Es gehört dazu.

00:26:53: Ja.

00:26:54: Ich kann damit heute umgehen.

00:26:56: Ich weiß, wie ich damit umzugehen habe, wenn's mal wieder zwickt.

00:27:02: Aber am Ende des Tages ist es nicht mehr im Alltag so präsent, dass ich Zweifel bekomme, dass ich traurig werde, dass ich irgendwo ins Straucheln komme.

00:27:18: Und da heißt es, du kannst diese Zeit vor dem Unfall, für die du ja keine Begrifflichkeit hast oder die nicht.

00:27:25: jetzt irgendwie greifen kannst, kannst du die trotzdem wertschätzen auf eine Art und Weise?

00:27:29: Nein, weil ich die Zeit nicht kenne.

00:27:31: Ich kann sie nicht beurteilen, ich will sie auch nicht beurteilen.

00:27:34: Ich finde es schön, oder ich hab meinen Freund damit gemacht, dass meine Mutter noch einen zweiten Sohn hat, so hat sie es auch mal genannt, den ich nicht kennenlernen durfte, konnte.

00:27:45: Und das ist für mich in Ordnung, dass meine Mutter zwei Geschichten oder zwei Gesichter von mir kennt.

00:27:51: Das heißt, du hast jetzt auch nicht den Wunsch, dass die Erinnerung jetzt zurückkehren würde?

00:27:54: Ja, ich weiß ja nicht, was das damit machen würde.

00:27:56: Ich würde das als Herausforderung dann wieder annehmen müssen, akzeptieren müssen.

00:28:00: Aber da ich ja heute auch so ... mit dem, was passiert, ist ja auch zurechtkomme, muss es ja auch nicht zurückkommen.

00:28:06: Also, es wäre natürlich schön, dann mit der Familie oder auch alten Freunden dann gewisse Momente noch mal wieder erleben zu können oder aufleben lassen zu können.

00:28:15: Aber ... wenn man mal ehrlich ist, wie oft macht man das?

00:28:18: vielleicht einmal im Jahr, zweimal im Jahr mit der Familie, wenn man am Weihnachtengeburtstag zusammensitzt?

00:28:23: Manchmal ... Findet man schrecklich, manchmal findet man's toll.

00:28:26: Ich sitze immer nah und höre zu.

00:28:28: Das ist für mich auch in Ordnung, diese Rolle zu haben.

00:28:30: Und ich höre dann auch zu, wenn Geschichten von meinem Vorgänger, vom alten Max, von meinem kleinen oder großen Bruder erzählt werden.

00:28:36: Dann ist das für mich auch in Ordnung.

00:28:38: Und dann ist das auch gut.

00:28:40: Ja.

00:28:41: Und wir leben jetzt in der Zeit, wo wir irgendwie ... Man hat das Gefühl, die Leute versuchen, ständig Erinnerung festzuhalten.

00:28:47: Egal, ob das jetzt das Konzert ist, in dem Tausende von Handys hochgeregt und gefilmt wird, oder ob wir uns anschauen, wie viele Hundert Urlaubsfotos wir gemacht haben.

00:28:57: Ist das was, was du auch tust, oder ist das für dich lächerlich?

00:29:01: Beides.

00:29:02: Natürlich.

00:29:02: Ich mach auch Fotos, aber auf dem ... Ich bin kein Konzertgänger, ich war jetzt mal auf paar Konzerten, hab das Handy aber nicht rausgeholt, weil ich's erleben wollte.

00:29:11: Wenn ich im Urlaub bin, erlebe ich den Moment, bevor ich mir ein Handy raushole.

00:29:15: Ich möchte erst mal alles aufsaugen, ich möchte sehen, ich möchte spüren.

00:29:18: Und wenn ich dann da etwas konservieren möchte, aufheben möchte, dann gibt's dann durchaus auch mal ein Foto.

00:29:24: Aber ich bin jetzt nicht einer, der mit einem Selfie-Stick durch die Gegend läuft und gleich alles aufzeichnen muss.

00:29:30: Wenn etwas bleibt, dann bleibt's auch im Kopf.

00:29:33: Sowieso.

00:29:34: Und als ... Um es erleichter wieder hochzuholen, dafür mache ich Fotos oder auch Videos.

00:29:40: Um diese Eindrücke noch mal schneller oder bewusster ins Bewusstsein wieder hochzuholen.

00:29:45: Und hast du einen Gedanken, wie wir besser mit Erinnerungen umgehen sollten?

00:29:50: Erinnerungen sind schon gelebt.

00:29:54: An positiven und auch negativen Erinnerungen.

00:29:57: darüber freuen auch gerade über die negativen die helfen uns ja weiter uns weiter zu entwickeln vorwärts zu kommen dürfen wir nicht vergessen dass wir die auch eben unbedingt brauchen um zu wachsen und dankbar dafür zu sein dass wir sie haben und nicht verändern weil wir können sie nicht mehr ändern.

00:30:12: wir können nur daraus lernen aus dem positiven wie aus den negativen.

00:30:16: was für die zukunft zu machen für heute und jetzt?

00:30:18: weil eigentlich haben wir ja nur diesen moment.

00:30:19: wir haben nicht in zehn minuten wir haben auch nicht in drei wochen wir können ein bisschen was planen aber es kommt ja meistens eher anders und Vergangen ist Vergangen.

00:30:27: Vor einer halben Stunde kann ich jetzt eh nicht mehr ändern, was war.

00:30:30: Und das dann auch einfach zu akzeptieren, dann tatsächlich.

00:30:33: Ja, vielen, vielen Dank für die Gedanken und dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast.

00:30:37: Sehr gerne, danke für die Einladung.

00:30:41: Das war der FZ Podcast für heute.

00:30:43: Mich würde natürlich ihr Blick auf die Geschichte von Max Rinnenberg und auch auf unsere Erinnerungen im Allgemeinen sehr interessieren.

00:30:49: Schreiben Sie mir gerne an podcastrfz.de.

00:30:52: Ich bedanke mich für die Mitarbeit an dieser Folge und die Begleitung durch diese Woche bei Sandra Klüber.

00:30:57: Am Montag begrüßt sie hier wieder meine Kollegin Corinna Budras.

00:31:00: Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende,

00:31:02: machen Sie es gut, bis bald.

Über diesen Podcast

Der Nachrichten-Podcast der F.A.Z. mit exklusiven Interviews zu aktuellen Themen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft. Der Podcast für Deutschland bietet Montag bis Freitag um 17 Uhr hintergründige und kontroverse Diskussionen mit F.A.Z.-Redakteuren.

Sie können den Podcast auch hier hören: www.faz.net/podcasts/f-a-z-podcast-fuer-deutschland/

von und mit Frankfurter Allgemeine Zeitung

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