F.A.Z. Podcast für Deutschland

F.A.Z. Podcast für Deutschland

Transkript

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00:00:13: Zugegeben, so beginnen wir den FAZ Podcast für Deutschland nicht so häufig mit einem Song des Offenbacher-Rappers Haftbefehl.

00:00:21: Genauso hat man ihn im Ohr laut und selbstbewusst.

00:00:25: Aber dieses Bild, das bricht jetzt die Netflix-Doku Babo über ihn, die vor kurzem erschienen ist.

00:00:30: Eventuell haben sie es mitbekommen, denn das Interesse daran, das reißt ja einfach nicht ab.

00:00:35: Und darin sieht man den Haftbefehl, den Eikot anhand der, schon als Jugendlicher Drogen konsumiert, Kokain um genau zu sein und versucht, die Kontrolle darüber nicht zu verlieren.

00:00:45: Am Ende scheitert er aber dann doch.

00:00:49: Genau, darüber reden wir heute über diesen Hype, der einfach nicht abreißt, über diese schonungslose Ehrlichkeit der Szenen, was die auslöst oder auslösen kann und ob die Doku als Unterrichtsmaterial genutzt werden sollte, denn... Dazu gibt es auch immer mehr Stimmen.

00:01:04: Das bespreche ich alles mit meinem Kollegen Sebastian Eder und mit Podcastern John Cook von Sucht und Süchtig, der selbst abhängig war oder ist und jetzt in Sachen Suchtprävention aktiv ist.

00:01:16: Herzlich willkommen beim FHZ Podcast für Deutschland an diesem Freitag, den siebten November.

00:01:21: Ich bin Kathi Schneider und ich freue mich, dass Sie auch heute wieder mit dabei sind.

00:01:42: Hinter dieser Stimme steckt Aikut Arnan, aka Haftbefehlen.

00:01:46: Für die neue Netflix-Dokumentation Barbo wurde er über ein Zeitraum von zwei Jahren mit der Kamera begleitet.

00:01:51: Immer wieder hat man den Rapper selbst, wie er aber sein Leben philosophiert.

00:02:00: Unterbrochen werden diese Passagen von alten Aufnehmlerfamilien Arnan.

00:02:03: Spielfilm ähnlichen Sequenzen.

00:02:05: Die Brüder des Rappers erzählen Anekdoten.

00:02:07: Man sieht sehr intime Begleitungen mit der Kamera und Interviews mit Weggefährten.

00:02:10: In den zwei Jahren, in denen Haftbefehl porträtiert wurde, erleben die Zuschauer sein riesigen Erfolg als Rapper,

00:02:15: volle Hallen

00:02:16: und kreischende Fans.

00:02:23: Gleichzeitig ist zu sehen, wie der Mann zu dem verfällt, ein verfallen Zeitraffer also.

00:02:27: Direkt zu Beginn des Films spricht Aikud Arneit in die Kamera.

00:02:29: Guck mal ganz ehrlich, ich war gestorben, weil ich da hingegangen war.

00:02:35: Ich war schon tot.

00:02:37: Es folgt ein Cut, die nächste Zählung wird eingeblendet.

00:02:39: Das Setting ist das gleiche, nur wurde ein Jahr zurückgesprungen.

00:02:42: Was man sieht sind äußerlich zwei völlig verschiedene Gesichter des selben Mannes.

00:02:46: Er hat sich

00:02:55: in diesem Jahr total verändert.

00:02:56: Aufgefallenes Gesicht, eingefallene Nase.

00:02:59: Grund dafür,

00:03:04: Kokain.

00:03:23: Der Drogenmissbrauch ist das allüberschattene Thema des Films, aber eben auch der Biografie des Rappers Haftbefehl.

00:03:28: Immer wieder wird aufgegriffen, wie die im Nahen stehenden Personen darunter leiden.

00:03:32: Aber auch,

00:03:33: wieso der junge Alkut Arnan mit dreizehn Jahren überhaupt zu Kokain gegriffen hat.

00:03:37: Und nach fünfzehn Jahren immer noch danach greift.

00:03:43: Einiges zerstört.

00:03:57: Das sagt seine Frau Nina Arnan.

00:03:59: In der Doku versuchen alle Beteiligten immer wieder Erklärungen zu finden, warum Haftbefehl als Kunstfigur überhaupt funktioniert, warum er mir ihr übergreifend Erfolg hat und warum Alkut Arnan so geworden ist, wie er heute ist.

00:04:10: Sein Bruder Capo, aber auch seine Frau, finden ihre Antwort auf die Frage in dem Tod des Vaters.

00:04:15: Immer wieder habe der junge Alkut sein Vater vor dem Selbstmord gerettet.

00:04:17: Irgendwann hat er es geschafft, sich umzubringen.

00:04:20: Da war Alkut vierzehn Jahre

00:04:21: alt.

00:04:21: Ich war ein Güttner.

00:04:22: Ich war fucking Güttner.

00:04:27: Ich glaube das erste Mal ist, dass du rausgelaufen

00:04:29: bist.

00:04:29: Ich glaube schon nachtbar so eine Rechte im

00:04:31: Schoen.

00:04:32: Ohne Grund einfach.

00:04:33: Arm du Hurensohmer, bist nicht dein Vater

00:04:35: gestorben.

00:04:36: Die Kunstfigur Haftbefehl nimmt den Menschen Alkut Ahnern zunehmend ein.

00:04:40: Haut nah kann man sehen, wie die Drogen den Menschen konsumieren.

00:04:48: Vielen Dank, Quentin Pehlke, für diese Zusammenfassung.

00:04:52: Ich spreche jetzt zuerst mit meinem Kollegen Sebastian Eder aus der Gesellschaftsredaktion Heilsebastian.

00:04:58: Hallo, Kathi.

00:05:00: Wir beide hatten ja letzte Woche schon überlegt, ob wir die Doku im Podcast besprechen.

00:05:04: Da war sie gerade frisch draußen.

00:05:06: Jetzt ist eine Woche vergangen und das Interesse reißt ja überhaupt nicht ab.

00:05:10: Warum hält sich dieser Hype denn so hartnäckig?

00:05:12: Ja, also ich habe auch das Gefühl, es wird irgendwie immer weiter besprochen und nimmt immer neue Wendungen.

00:05:17: Ich meine, das liegt halt zum einen daran, dass die Doku einfach so extrem erfolgreich ist.

00:05:20: Die ist relativ schnell in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf die Eins gegangen.

00:05:25: Mein Netflix ist da jetzt, glaube ich, auch geblieben.

00:05:28: wird einfach sehr viel geschaut und in Folge dessen auch sehr viel diskutiert.

00:05:32: Aber es geht ja auch in verschiedene Richtungen.

00:05:34: Meinst du, es ist echt nur so, weil sie sich auf Platz eins der Charts, also der Netflix-Charts jetzt hält oder weil es einfach so viel vielschichtig ist und vielschichtig zu diskutieren ist?

00:05:45: Ich glaube, es ist einfach eine sehr besondere Doku, weil man eigentlich bisher es eher gewöhnt war bei diesen prominenten Dokus, dass die so ein sehr positives Bild von den Protagonisten zeigen.

00:05:55: Ich nehme mich zum Beispiel an die David Beckham-Doku.

00:05:57: dann irgendwie noch gezeigt wurde, wie er abends noch das halbe Haus putzt und so, also der perfekte Vater, Ehemann und überhaupt alles ist.

00:06:04: Und das ist halt schon das absolute Gegenteil, weil man halt wirklich sieht, wie extrem fertig er ist, weil er sehr offen damit umgeht, dass er halt ein massives Drogenproblem hat, was auch überhaupt nicht zu leugnen ist, weil man was ihm ja auch ansieht.

00:06:16: Aber es ist halt, also gerade bei Haftgefühl war es auch so in der Szene, dass man halt lange darüber so gemutmaßt hat.

00:06:23: Aber er hatte sich da sehr versteckt und eigentlich gar nicht dazu geäußert.

00:06:27: Und das war jetzt irgendwie der radikalste Schritt, den man machen konnte, um das jetzt so öffentlich zu machen.

00:06:32: Und deswegen ist es halt einfach auch, wenn man sich das anschaut.

00:06:36: Es wurde auch gesagt, es ist fast wie ein Nachruf oder so, weil der wirklich vollkommen am Ende ist, ja auch über den Suizid versucht.

00:06:42: berichtet, aber man wirklich auch dabei ist, wie er auf der Couch liegt und röchelt und kaum noch atmen kann, kaum noch reden kann und aber auch so schwer depressiv wirkt.

00:06:51: Also es ist schon einfach eine sehr, sehr heftige Doku, die deswegen wahrscheinlich viele berührt und weil sie halt auch noch mal so im Kontrast dazu steht, dass ja eigentlich im Rap eher Drogen so glorifiziert werden und ballern und was weiß ich, jeder prallt damit wie viele verschiedene Substanzen er zu sich nimmt und das ist jetzt halt so ein bisschen okay, was resultiert daraus eigentlich und das kann man halt in dieser Doku sehen.

00:07:17: Wenn wir mal die Ebenen, die es da gibt auseinanderhalten, es gibt ja zwei Erzählstrengende.

00:07:22: Einmal Haftbefehl als Kunstfigur, als Musiker und einmal er und seine Kokain-Sucht, worüber du auch gerade schon gesprochen hast, lass uns mal mit seiner Kunst starten.

00:07:32: Wie groß ist denn eigentlich sein Standing in der Rap-Szene wirklich?

00:07:35: Also ich glaube, es ist ziemlich weit verbreitet akzeptiert, dass er eigentlich der beste Rapper ist, den es in Deutschland jemals gab.

00:07:42: Weil der hat die ganze Kultur eigentlich nochmal auf ein anderes Level gehoben.

00:07:47: Es war ja schon immer so, dass in Frankfurt eher so dieser düstere Rap gemacht wurde.

00:07:53: Also ich habe es immer so wahrgenommen, dass aus Berlin wurde erzählt, wie cool das Leben im Ghetto ist.

00:07:57: Aus Frankfurt wurde erzählt, wie schlimm das Leben im Ghetto ist.

00:08:00: Was für mich irgendwie immer authentischer war oder nachvollziehbarer.

00:08:03: Und das hat Haftbefehl.

00:08:05: Eben noch mal sehr viel deutlicher gezeigt.

00:08:08: Man hat es ihm so wahnsinnig abgenommen.

00:08:10: Es hat ja Sido irgendwann, ich glaube, im Jahr zwölf, rappt Haftbefehl aus Frankfurt, glaube ich jedes Wort.

00:08:15: Und es war halt auch so eine Phase, in der es viele Leute gab, die sich irgendwie erzählt haben, was sie für tolle Drogendealer sind und so.

00:08:20: Und dann kam Haftbefehl auf die Bühne, hat in dem einen Video, war so ein Typ mit einer Bazooka da und irgendwelche anderen Schwerverbrecher.

00:08:27: Man hat einfach gesehen, okay, der kommt wirklich hardcore aus dem Milieu.

00:08:30: kann erzählen was da los ist.

00:08:31: aber beschönigt ist jetzt auch nicht nur sondern berichtet eben was auch da die abgründe sind.

00:08:38: und eben musikalisch hat man schon immer gesehen ist einfach eine wahnsinnige leidenschaft dafür hat.

00:08:42: dann hat er irgendwie einen ganz neuen stil eingeführt.

00:08:45: er hat diesen ganzen diesen gettos lang der irgendwie aus ganz vielen verschiedenen.

00:08:50: Sprachen entstanden ist auch auf die große Bühne gebracht, was dann ganz viele nach ihm auch gemacht haben, was auch einfach so in den Sprach gebraucht, der Jugendlichen übergegangen ist, also jetzt nicht nur in Lieder.

00:09:00: Deswegen hat er einfach kulturell einen riesigen Einfluss gehabt.

00:09:03: Also Ghetto Slang, damit meint man die Worte, die man so auf der Straße benutzt, dass er die hat einfließen lassen in seine Musik.

00:09:09: Genau, genau.

00:09:10: Der Material nennt das Ghetto Esperanto zum Beispiel in der Doku.

00:09:14: Genau, und da gibt es ja ganz viele Leute, die ... Texte bestehen ja auch später.

00:09:17: dann, es gibt ja so viele irgendwelche Hooks von Rappern, wo man als, wenn ich jetzt nicht aus diesem Video kommt, sozusagen erstmal googeln muss, was ist damit eigentlich gemeint?

00:09:26: Und das hat eigentlich mit ihm so ein bisschen angefangen.

00:09:28: Ja, viele sagen, er habe die Sprache im Deutschrap verändert, das was du jetzt auch nochmal erklärst.

00:09:34: mal abgesehen von diesem Ghetto Slang oder Ghetto Esperanto, wenn man so möchte, und auch seiner Technik, die er hat.

00:09:40: Also ich habe jetzt auch viel davon gehört und gelesen, dass er auch oftmals gegen den Beat rappt und damit auch quasi eine neue Form geschaffen hat, der Musik oder das Raps in dem Fall.

00:09:51: Es geht ja aber in manchen Songs.

00:09:53: auch ziemlich in die Tiefe.

00:09:55: Wir hören mal in einen Song rein von ... ...

00:10:11: von ... ... der heißt ...

00:10:19: Ja,

00:10:25: das ist ja auch nicht gepost für die Straße, Sebastian, sondern es ist ja wirklich biografisch.

00:10:31: Also ist das der Grund, warum das auch so viele junge Leute mitreißt?

00:10:35: Ja, ich meine, in diesen Zeilen war eigentlich alles drin, was auch die Doku erzählt.

00:10:38: Das hat er schon damals gerappt und das ist halt einfach... schon auch wahnsinnig authentisch und bewegend, wenn man seine Geschichte halt auch kennt.

00:10:46: Der hat ja aus diesen neunzehnten, neunzehnten, ne ganze Reihe gemacht und das war eben das Jahr, in dem sein Vater sich das Leben genommen hat.

00:10:52: Und so wird das ja auch in der Doku dargestellt, dass er das eben nie so richtig verkraftet hat.

00:10:57: Wie hat das gesagt, die Straße nahm ihn in den Arm und hat nie wieder losgelassen.

00:11:01: Das ist ja eben dieses, das er seitdem Kokain konsumiert, wie er sagt.

00:11:06: Und das halt alles, wenn er es überhaupt verarbeitet hat, dann in seiner Musik.

00:11:11: Und deswegen hat er sich ja schon auch da sehr auf der einen Seite bei dieser Gangster-Rapper, weil er schon ja auch verletzlich gezeigt und über sozusagen Probleme geredet, die er seit Ewigkeiten hat.

00:11:23: Weil du jetzt gerade auch schon den Kokain-Konsum ansprichst.

00:11:26: Es gibt noch einen weiteren Part, dieser, ja, der ist ja irgendwie sechs Parts.

00:11:31: Von dann auch,

00:11:34: aus dem Jahr zwei Tausend Vierzehn.

00:11:42: Hören wir da auch mal rein.

00:11:54: Also da hört man eigentlich ja schon, Sebastian, das hast du eben auch erklärt, die Zwei-Ton-Fürze, wie er eigentlich mit seinem Kokain-Konsum umgeht, wenn man so möchte.

00:12:02: Und genau das ist Thema in der Doku.

00:12:05: Warum trifft aber diese, ich sag mal, Schonungslosigkeit so?

00:12:10: Ich

00:12:10: glaube, das ist eben das, was ich vorhin schon angedeutet hatte, dass es eben in diesem krassen Kontrast dazu steht, zu dieser Verherrlichung, die halt eigentlich ... Das Normale ist in der Szene.

00:12:20: Und das ist halt einfach der Radikal zu Bruch, den man damit machen kann, dass man halt nicht sagt, ich bin der Coolste, der so und so viel Kokain verkauft und über die Grenze fährt und jeden Tag ballert und was weiß ich, was macht.

00:12:31: Sondern dass man sagt, okay, ich habe irgendwie einen Riesen.

00:12:33: Problem.

00:12:34: Das ist aus einem riesigen Trauma resultiert.

00:12:36: Und deswegen bin ich jetzt hier und kann euch aber halt was echtes erzählen.

00:12:41: Und das ist ja auch so der der Ansatz zu dieser Doku.

00:12:44: Ja, jetzt sind wir schon quasi mitten in seiner Musik.

00:12:47: Es gibt ja aber auch durchaus Songs, die auch ziemlich in die Kritik geraten sind.

00:12:51: Also es gibt ja nicht nur Lob für seine Technik, für sein Stil, für die Wortwahl und für das, was er da transportiert, sondern eben auch schon an einigen Stellen Kritik.

00:13:00: Was hört man da?

00:13:01: Naja, es ist mehr seine Größe.

00:13:03: Die erste Hymne ist ja Null, sechs, neun über Frankfurt, die Vorwahl von Frankfurt.

00:13:07: Das kennt, glaube ich, fast jeder, der irgendwas mit Trap zu tun hat.

00:13:10: Und die ersten Zeilen sind Rotschild Theorie, jetzt wird ermordet.

00:13:15: Und das wird bis heute, ist ja auf Konzerten und prüllt es da rum und seine Fans auch.

00:13:21: Und die Rotschild Theorie ist eben eine ganz bekannte antisemitische Verschwörungstheorie in der Verbindung.

00:13:26: Und jetzt wird ermordet, würde man schon gerne wissen, warum er das immer noch weiter machen muss.

00:13:30: Zumal er sich eigentlich oft davon distanziert hat von diesen Antisemitismus vorwürfen und es zurückgewiesen hat.

00:13:36: Aber dann verstehe ich halt zum Beispiel nicht ganz, warum man das dann immer noch bringt.

00:13:40: Und so gibt es halt, wenn man mit ein bisschen Abstand auf die Doku schaut, doch auch einige Themen, über die man gerne mit ihm gesprochen hätte oder wo man gerne mehr darüber gewusst hätte, abseits davon, dass er jetzt sozusagen diese Probleme hat.

00:13:54: Das ist jetzt ein Punkt davon.

00:13:55: Gibt es da weitere Punkte, die man kritisieren kann?

00:13:58: Es

00:13:58: gibt ja schon einige.

00:13:59: Also eine Sache ist ja hier in Darmstadt passiert vor einer Weile.

00:14:03: Da ist eher... Wahrscheinlich mit einem Auto in ein Geschäft reingeraßt, also hat ein Unfall gebaut und Fahrerflucht begangen, hätte fast zwei Menschen überfahren, ein Mensch wurde auch verletzt.

00:14:14: Er hat sich dann nie öffentlich dazu geäußert, aber nach unseren Informationen, was wir recherchiert haben, hat er das vor den Ermittlern auch zugegeben.

00:14:21: und da ist jetzt noch die Frage, da wird Anklage erhoben, was jetzt dabei herauskommt.

00:14:24: Das wird zum Beispiel in der Doku überhaupt nicht erwähnt.

00:14:27: Dann frage ich mich so ein bisschen, man sieht ja immer, wie er da so mega fertig ist in der Doku, aber... dann würde ich halt auch gerne mal sehen, okay, was ist denn eigentlich in den fünf Tagen vorher passiert so?

00:14:36: Weil man ist jetzt ja nicht, deswegen ist immer die Rede davon, dass er im Hotelzimmer war und da geguckt hat er das alleine gemacht.

00:14:45: Oder was ist denn da passiert so, ne?

00:14:47: Und das ist so ein bisschen dann doch, glaube ich, in seinem Sinne sehr zurechtgeschnitten worden alles.

00:14:55: Also mein Zu-der-Grund ist dafür nicht auch, dass es einfach ... um diese schwere, diese Kokain-Sucht auch geht, also, dass man dann bewusst auch diesen Teil der Feierei, wenn man so möchte, diesen positiven Part rausgelassen hat?

00:15:11: Ja, ich weiß ja gar nicht, ob der Part so positiv ist.

00:15:13: Das müssten dann Leute erzählen, die da vielleicht von ihm engagiert werden, um mit ihm aufs Hotelzimmer zu gehen oder irgendwelche sonstigen Wegbegleiter, von denen es natürlich auch sehr viele gibt, die jetzt nicht mehr so positiv über ihn heute reden würden.

00:15:25: Es gibt auch viele... Berichte, Hinweise auf Verbindungen Richtung organisierte Kriminalität und so.

00:15:32: Das ist ja alles spielt alles in dieser Doku überhaupt keine Rolle.

00:15:35: Und wenn man sagt, die Haftbefehlstories ist jetzt ja kein reiner Drogenpräventionsfilm.

00:15:39: Es ist ja schon angelegt als Biografie.

00:15:42: Und dann müsste man das vielleicht dann doch ein bisschen allumfassender, also könnte man es zumindest noch etwas breiter erzählen, weil ich finde ja dieser Hype, der jetzt darum entstanden ist, also mir ist es dann doch am... Ende kommt er vielleicht ein bisschen zu positiv davon weg.

00:15:57: Jetzt ist er irgendwie der große Held und sein Sachen sollen in der Schule besprochen werden.

00:16:01: Und es ist so toll, dass er sich da so geöffnet hat und so.

00:16:04: Ich glaube, er ist natürlich da auch ein Opfer irgendwie von seinem Trauma und seiner Sucht und so weiter.

00:16:09: Aber ich glaube jetzt auch nicht, dass er eine komplett unproblematische Figur ist.

00:16:15: Und dass da jetzt ein paar problematische Aspekte irgendwie bewusst ausgeblendet wurden, kann man glaube ich auch nicht leugnen.

00:16:21: Du hast das jetzt gerade schon angesprochen mit der Drogenprävention.

00:16:24: Also es gibt einige, die jetzt sagen, das ist die beste Drogenprävention überhaupt.

00:16:29: Wird diskutiert, was du auch gerade ansprachst, diese Doku in Schulen in Zukunft zu zeigen.

00:16:33: Wie siehst du das?

00:16:35: Das finde ich grundsätzlich gut, weil ich glaube, das zeigt halt schon zu, was das führt.

00:16:39: Und es sind sehr, wie ich im Anfang gesagt habe, das ist ja wirklich dramatisch, wie man ihn da sieht.

00:16:44: Und zu was das führt und wie er damit zu kämpfen hat, wie seine Familie damit zu kämpfen hat, wie seine Wegbegleiter damit zu kämpfen haben.

00:16:50: Also ich könnte mir schon vorstellen, dass das ein abschreckendes Beispiel ist.

00:16:53: Und das ist dann schon sein Verdienst.

00:16:56: Dass er sich so offen in so Momenten der Schwäche zeigt.

00:16:59: Danke schön, Sebastian Eder für das Gespräch.

00:17:02: Sehr gerne.

00:17:07: Eine Szene, die im Fokus ist und von uns auch gerade angesprochen wurde, ist diese, wo Haftbefehl Aikut Anhan in einem Hotelzimmer ist, offensichtlich schon im Morgengrauen.

00:17:16: Die Regisseure und Produzenten gehen, die Kamera bleibt auf seine Forderung hin da.

00:17:27: Was?

00:17:27: Was?

00:17:43: Ja, darüber will ich jetzt als erstes sprechen mit meinem nächsten Gast.

00:17:46: John Cook ist Podcaster.

00:17:48: Seine Formate heißen Sucht und Süchtig und jeder sucht, wo er mit seinen Co-Hosts über Drogensucht und Prävention spricht.

00:17:54: Denn er war selbst mal abhängig von Kokain.

00:17:57: Ich freue mich, dass er jetzt hier im Podcast für Deutschland zu Gast ist.

00:18:00: Hallo, John.

00:18:01: Vielen Dank für die Einladung.

00:18:03: Ich habe gerade diese Szene eingespielt.

00:18:05: Du hast ja auch gehört, wo Haftbefehl beziehungsweise Aikut Anhan offensichtlich mit seinen Dämonen spricht.

00:18:10: Man hört ihn ja auch am Anfang den im Islam bedeutenden Vers sagen, den er auf arabisch ausspricht, das heißt so viel wie im Namen Gottes.

00:18:19: Kann das symbolisch dafür stehen, was passiert, wenn man Kokain konsumiert?

00:18:23: Ja, also erst mal ganz kurz möchte ich noch mal sagen, ich war nicht abhängig, sondern bin es leider immer noch, weil es eine chronische Krankheit ist, finde ich ganz wichtig, kurz zu erwähnen.

00:18:31: Ja, ich denke, es steht total dafür.

00:18:33: Und zwar wird hier ja der Hilflosigkeit und dem Kontrollverlust, den man ja erleidet, ein Name gegeben.

00:18:41: Die Dämonen sieht halt daran, dass man ja selber spürt und merkt, dass man eben diesen Wagen des eigenen Lebens nicht mehr selbst lenkt und nicht mehr selbst fährt.

00:18:51: Irgendwas ist da in einem, ist im Kopf oder irgendwie in einem drin, dass einem das Wichtigste nimmt, was man hat, nämlich Freiheit und die Macht selbst zu entscheiden.

00:19:01: Diese Stimmen, diese Dämonen sind halt häufig ruhig, wenn man konsumiert, aber immer wieder zu hören und zernen einem, wenn man halt ja dann eben die nicht füttert sozusagen gerade und natürlich auch im konsum sind natürlich auch da.

00:19:15: aber gerade in so in so klaren zuständen wird einem erst so richtig bewusst wie frustrierend das ist.

00:19:21: und über zeit ja sieht man diese diese stimmen diese quasi die sucht darstellen als als größten feind im eigenen leben die man aber einfach nicht los wird.

00:19:30: und hier wird der versuch diese weg zu schicken oder auch eine andere macht darum gebeten da eben Hilfe zu leisten.

00:19:37: Weil, und das hört man auch in der Stimme, so eine riesige Hilflosigkeit herrscht.

00:19:42: Aber hat jeder, der das konsumiert, diese Dämonen, die zu einem sprechen, ob jetzt während des Suchtmoments, sag ich jetzt mal, oder des Konsums oder wie du auch gerade gesagt hast, dann eben, wenn man ja nicht in einem Moment des Konsums ist, hat das jeder?

00:19:58: Also ich kann natürlich nicht für jeden sprechen in dem Sinne, aber ich glaube eher, was hier gemeint ist, sind gar nicht Stimmen, die man immer konkret hört oder so wahrnimmt, als wenn es Fremde stimmen werden, sondern eben dieser Anteil von einem selbst, der aber entkoppelt von einem selbst ist.

00:20:15: Also es ist sehr abstrakt.

00:20:16: Das ist ja das, was wir im Allgemeinen auch Sucht nennen.

00:20:18: Also eine Sucht ist quasi der Dämon.

00:20:20: Und jeder, der süchtig ist, spürt, dass da eine andere Macht in einem ist.

00:20:26: Und das, denke ich, ist schon bei jedem so.

00:20:29: Was macht den Kokain mit der Wahrnehmung bzw.

00:20:33: auch mit dem Selbstbild, also jetzt erstmal auf der Ebene, was mit dem Kopf passiert sozusagen?

00:20:38: Also, Kokain gibt einem das Gefühl von, also am Anfang, wenn man die ersten Male konsumiert, das Gefühl von Erfolg und Bestätigung, ohne dafür ein Weg gehen zu müssen.

00:20:52: Das ist erstmal, warum es überhaupt so gierig macht und so schwierig ist im Umgang.

00:20:56: Warum halt im Allgemeinen so gierig macht, ist halt, dass wir uns einfach natürlich als Menschen danach sehen.

00:21:01: Das ist eine Abkürzung, die man dann nimmt, zu was eigentlich das Ziel im Leben ist.

00:21:09: Und je länger der Konsum fortgeführt wird, desto mehr nehmen diese positiven Gefühle ab.

00:21:17: Aber es würden irgendwo im Hintergrund noch rum.

00:21:19: Also man kann sozusagen nicht aufhören.

00:21:21: hat aber gar nicht mehr diese positiven Effekte, aber es hackt ein und man fühlt sich sozusagen kaum noch lebensfähig ohne das Ganze.

00:21:29: Man startet jeden Tag im sozusagen dopamine-technischen Minusbereich und kommt sozusagen überhaupt erst auf einen normalen Zustand durch Konsum.

00:21:38: Das, was am Anfang noch total hochpuscht, wird irgendwann zum normalen Zustand.

00:21:44: Und ist das auch genau das Gefährliche, dass das jetzt erst mal über einen längeren Zeitraum weniger Nebenwirkungen hat?

00:21:51: Na, es gibt sehr, sehr starke negative Nebenwirkungen auch auf der Long-Term.

00:21:55: Also extreme so.

00:21:56: Es kommt ganz stark zu Paranoia.

00:21:58: Also es wird so ein Fight-or-Flight-Modus ausgelöst, also Flucht oder Kämpfen.

00:22:02: Obwohl wir ja gar keine Bedrohung eigentlich, aber der wird halt ausgelöst durch die Aufputschmittel.

00:22:07: Und dann sucht das Hirn sozusagen nach, also ein Therapeut manchmal, das Hirn sucht dann nach dem Tiger.

00:22:12: der aber gar nicht da ist.

00:22:13: Das heißt, wenn man lange konsumiert und dann halt intoxikiert ist, ist sozusagen jedes Geräusch, kann der Bedrohung sein, jede kleine Bewegung im Augenwinkel ist sozusagen der Tiger dann.

00:22:24: Und der Körper leidet unheimlich darunter, also die Nasenscheidewand geht komplett kaputt, also doch der ganze Rachenbereich.

00:22:31: Und wir verlieren uns komplett selbst.

00:22:33: Also das ist auch wie bei diesen Dämonen, auch was am Anfang zur Sprache kam.

00:22:38: Man verliert einen ganz wichtigen Teil der eigenen Persönlichkeit.

00:22:41: Also alles, was man eigentlich durch Selbstfindung erreicht, wird wieder genommen.

00:22:45: Und man ist eigentlich nicht mehr die Person, die man mal war.

00:22:49: Und es braucht auch eine sehr lange Zeit.

00:22:51: um das auch wieder erreichen zu können.

00:22:53: Du sagtest gerade, die Nasenscheidewand leidet darunter der Rachenbereich, also da sind wir jetzt bei der körperlichen Ebene, das sieht man ja auch ganz gut bei Eikot-Anhand bzw.

00:23:01: bei Haftbefehl, dass er sich ja offensichtlich da seine Nase fast schon ja, wenn man so will, weggeätzt hat, ja.

00:23:07: Was hat das denn noch für körperliche Nebenwirkungen?

00:23:10: Also es kommt eine ganz, ganz starke Erschöpfung damit einher.

00:23:14: Jeder, also man schwitzt sehr schnell, ist sehr schnell ausgelaugt.

00:23:18: Ich finde, man sieht auch in der Doku am Gang von Haftbefehl schon, wie Träge alles irgendwie oft auch ist.

00:23:24: Dann auch das starke Röcheln.

00:23:26: Dann ist auch die Konzentrationsfähigkeit ist total im Eimer.

00:23:30: Alles wird irgendwie beherrscht von den Gedanken an die Substanz.

00:23:34: Also in einer aktiven Sucht.

00:23:35: Ja, ist alles davon betroffen.

00:23:38: Jeder Gedanke fließt in diese Richtung.

00:23:40: Und das beeinträchtigt natürlich auch jede Entscheidung.

00:23:42: Man ist kaum mehr fähig, Sport zu treiben.

00:23:47: Man spürt richtig, wie man von innen aufgefressen wird.

00:23:49: Natürlich ist ja klar, dass auch die Organe darunter leiden, das Herz rast ständig ist, ständig auf hundert Achtzig.

00:23:55: Man spürt auch richtig im Konsum, wie das Herz fast aus der Brust springt.

00:23:59: Das Krasse ist, dass auch in diesen Situationen meist die einzige Lösung zu sein scheint, mehr zu konsumieren.

00:24:05: um sich noch mehr zu betäuben, um all diese Auswirkungen nicht mehr spüren zu müssen.

00:24:09: Man gerät in so einen Teufelskreislauf, aus dem man kaum noch auskommen kann, weil die Lösung immer nur Betäubung ist.

00:24:17: Wie wär das denn bei dir?

00:24:18: Hast du das genau so erlebt, wie du es hier gerade schilderst?

00:24:20: Ja, also ich habe also zum Beispiel körperlich, habe ich die die letzten Jahre des Konsums, habe ich, also es lief dann sozusagen, ich habe es in der Saal konsumiert und es lief dann hinten in den Rachen runter und da ist alles kaputtes bei mir.

00:24:31: Da hatte ich immer das Gefühl, das läuft direkt in die Bronchen und in die Lunge.

00:24:34: Das heißt, ich habe mich dann so über die Bettkante gehangen und geröchelt und versucht irgendwie nicht zu ersticken sozusagen.

00:24:42: Oder auch in diesen Paranoid-Zuständen stand ich, wenn ich dann zum Beispiel, ob das raus in meine Eltern mal aufgepasst hat, wenn die weg waren, stand ich so im Flur mit Baseboschläger in der Einhand, Messer in der rechten und den Blick auf die Terrassentür und die Haustür völlig verschwitzt.

00:24:55: ohne mich zu bewegen.

00:24:57: Und jedes kleine Geräusch hat mich halt total aufgebracht.

00:25:00: Ich dachte, irgendjemand kommt und spür, wie mir das Schweiß runterläuft, hofft auf den Boden.

00:25:05: Und die einzige Pause davon war dann, um mehr zu nehmen.

00:25:08: Das Verrückte ist, ich kann nicht mal den Grund sozusagen selbst nicht den Finger drauflegen, warum man dann noch weiter konsumiert.

00:25:15: Weil es ist ja offensichtlich, wenn man es hört, das ist ja grausam.

00:25:19: Es macht keinen Spaß.

00:25:20: Es ist schrecklich.

00:25:21: Man hat keine Glücksgefühle mehr, sondern irgendwann ist eben all das kaputt.

00:25:25: Und der Konsum ist irgendwann genauso ein Albturm wie nichts und nicht konsumieren zu können.

00:25:32: Also es macht das ganze Leben im Kern einfach kaputt.

00:25:36: Kokain galt ja lange als Droge für eher wohlhabendere oder reiche, also so als Luxusdroge.

00:25:43: Wie ist das denn heute?

00:25:45: Naja, es ist überhaupt nicht mehr so.

00:25:46: Kokain ist super frei verfügbar.

00:25:49: Ich lebe in Berlin.

00:25:50: Es dauert hier, sagen wir mal, zehn bis fünfzehn Minuten, um an Kokain zu kommen.

00:25:54: Man kann überall Taxen hinbestellen, die das Ganze liefern.

00:25:57: Die Preise sind gesunken, der Reinheitsgrad ist höher geworden und es ist halt total in der Gesellschaft angekommen.

00:26:04: Leider.

00:26:04: Es ist natürlich... Also ich glaube, die Möglichkeit der einfachen Beschaffung spielt eine große Rolle.

00:26:10: Früher musste man noch Leute kennen, irgendwie über Ecken.

00:26:13: Und da wurde man vorgestellt, dass heute alles ganz anders.

00:26:16: Man kann einfach im Internet Nummern finden, Kontakte finden, die das Ganze liefern.

00:26:22: Und es ist natürlich eine Droge, die zu Beginn unheimlich leicht in den Alltag zu integrieren ist.

00:26:27: Wenn eben diese ganzen krassen Nebenwirkungen noch nicht da sind, die erst mit der Zeit so richtig beginnen, denkt man erst mal, hey, ist ja super.

00:26:35: damit arbeiten gehen, kann in den Tag starten, kann aber abends auch lange feiern.

00:26:40: Wenn man zu betrunken ist, kann man das Ganze regulieren über Aufputschmuttermittel, dann nimmt der Rausch nach vom Alkohol, weil das Kokain alles übertönt.

00:26:48: Das heißt, man hat das Gefühl, dass man endlich viel feiern, trinken etc.

00:26:53: kann, nicht schlafen muss, nicht essen muss.

00:26:55: Es ist eine Droge, die zunächst erst mal so wirkt.

00:26:59: Als hier ist wie ein Cheat Code fürs Leben, wie in so ein Videospiel, wo man plötzlich nicht mehr sterben kann und keine Probleme mehr hat.

00:27:07: Das ist manchmal auch am Anfang.

00:27:08: Alles wirkt so, als würde es laufen, als würde man Bestätigung bekommen, als würde man erfolgreich sein.

00:27:13: Es fühlt sich so an.

00:27:15: Auch wenn es nicht so ist, ist natürlich unheimlich verführig, gerade für junge Menschen, die gar nicht etwas erreichen müssen.

00:27:22: Genau, wie ist das denn?

00:27:23: Also wer konsumiert denn wirklich?

00:27:25: Also sind das eher Jüngere mittlerweile?

00:27:27: Weil damals hat man ja gesagt, eher auch so in Führungsetagen oder Managerpositionen konsumieren.

00:27:32: Kokain wurde ihnen ja nachgesagt und das jetzt nachweislich vorliegen zu haben.

00:27:36: Aber wie ist das heute?

00:27:38: Sind das Jugendliche, die, weil wenn du sagst, man kommt so einfach daran, sind das mehr Jugendliche?

00:27:43: Über wen sprechen wir?

00:27:44: Wer konsumiert?

00:27:44: Es sind auf jeden Fall viel mehr Jugendliche und junge Leute als früher.

00:27:48: Ich denke, dass auch einen großen Teil spielt, schon auch die Musikindustrie da gerade.

00:27:52: Es gibt ja einige Artists, die sehr damit kockatieren, mit diesem Nachtleben, Drogen nehmen.

00:27:58: Dingen ist es auch viel verbreiteter in Sonntexten geworden, auch das so nebenbei zu erwähnen, was früher noch gar nicht so der Fall war, als es eben noch aus extremer Ansicht darauf gab.

00:28:08: Ich weiß noch, dass ich auch als Eminem dann irgendwann auch über Pillen gerappt hat.

00:28:12: Da habe ich meinen großen Bruder angesprochen, meinte er ist ja ... Was ist denn da los?

00:28:16: Ich dachte, Hip-Hop ist nur in Verbindung mit Cannabis-Konsum.

00:28:18: Und heute ist es gang und gäbe, dass die Artists über Tilidin, Codein sprechen, über Kokain, über all diese harten Drogen, die früher doch noch hinter so einer Grenze waren.

00:28:28: Was heute nicht mehr so ist, also die Hürde ist sehr gering, heranzukommen.

00:28:33: Und durch die Romantisierung des Ganzen, durch die Darstimmung der Normalität der Droge, ist der ganze Respekt auch davor, glaube ich, verloren gegangen.

00:28:43: Und finanziell ist es natürlich sehr schwierig für viele Leute.

00:28:46: Da war es ja klar, es sind immer noch eine deutlich teure Droge als die meisten anderen.

00:28:51: Aber es ist halt auch doch irgendwie immer möglich, an Geld zu kommen.

00:28:55: Wenn man irgendwie schaffen ist, die Leute, ob sie sich dann auch irgendwann verschulden oder nicht oder Leute fangen an zu dielen.

00:29:03: Wenn man da die Hürde so gering ist, wenn man einmal da drin ist und wenn die Leute anfangen zu konsumieren, dann ist die Verführung gigantisch.

00:29:10: Und zum Beispiel bei Substanzen wie Alkohol ist es halt, die kannst ja sehr schwer in den Alltag integrieren.

00:29:17: Also das ist, das merken, spüren die Leute, man erricht es durch die Rauschwirkung von Alkohol.

00:29:22: Es ist auch gar nicht so möglich überhaupt, Aktivitäten so ihr anzunehmen, als wäre man nicht intoxikiert, aber die Aufputschmittel.

00:29:32: Erlauben eben all das zunächst.

00:29:34: Man kann erstmal alles machen.

00:29:35: Und ja, da sehe ich halt eine besondere Gefahr.

00:29:37: Gerade auch in der schnellen Zeit, in der wir leben, ist es natürlich absolut verfügbar für jeden und leider auch für junge Leute.

00:29:44: Und wenn du jetzt gerade über Gefahr sprichst, wo würdest du Kokain denn, sage ich mal, in diesem gesamten Drogenspektrum einsortieren, was so die Gefährlichkeit angeht?

00:29:54: Also ich für meinen Teil sehe Kokain als eine der gefährlichsten Substanzen an.

00:29:58: Also ich habe viele Substanzen schon genommen, auch eine mehrfach Abhängigkeit, aber nichts macht so bierig wie Kokain.

00:30:05: Es ist gar nicht zu beschreiben, welche Gier man dann spürt.

00:30:08: Ich bin mittlerweile am Punkt, wo ich sage, dass Gier eigentlich für mich ein Wort ist, was die meisten Menschen wahrscheinlich Leute, die halt nicht Kokain kennen.

00:30:15: Also es hat eine ganz andere Bedeutung.

00:30:17: Ich kenne nichts, in dem hat auch nie was erfahren, was so sehr... Bestimmend ist für ein Selbst- und so sehr ausschlaggibt für alle Handlungen und alle Gedanken, die man hat und tätigt, wie Kokain.

00:30:30: Es ist wirklich der Teufel.

00:30:31: Ich habe das Gefühl, Kokain kommt direkt aus der Hölle.

00:30:34: Ja, es ist mein End-Boss.

00:30:36: Es ist offensichtlich auch Förderbefehl der Entgegner für meinen Kollegen Hagen Decker und Davy Jones, mit denen ich meine Projekte mache, die auch kokainabhängig sind.

00:30:44: Ich glaube, dass, wenn man wirklich abhängig ist, ohne eine Therapie und wirklich eine Behandlung, dass es gar nicht möglich ist, gegen diesen Gegner anzukämpfen.

00:30:54: Was würdest du denn Menschen sagen, die merken, jemand in seinem Umfeld rutscht da rein?

00:30:59: Also es war ja in der Doku auch zu sehen, wie der Bruder von Haftbefehl ihn dann irgendwann so in eine Therapie quasi gezwungen hat oder in eine psychologische Einrichtung gezwungen hat in der Türkei.

00:31:10: Wie geht man als jemand im Umfeld damit um?

00:31:14: Das ist eine sehr gute Frage.

00:31:16: Wir, meine Co-hosts, sprechen immer von einer liebevollen Stringe.

00:31:21: Und das wird sehr, sehr gut dargestellt, dieser Doku.

00:31:23: Das ist nämlich genau das, was dieser Cem, der kleine Bruder, tut.

00:31:26: Es ist ein Akt aus Liebe, dass er seinen Bruder hinein bewegt.

00:31:30: Es geht auch nach einem Monat hinweg, versucht er das.

00:31:32: Also eine ganz harte Maßnahme, die halt durch Liebe aber zustande kommt.

00:31:37: Ganz grundsätzlich geht es, glaube ich, darum, dass man ganz klar Grenzen zieht.

00:31:41: Also sagt du, wenn du dich nicht entscheidest oder wenn du dich nicht behandeln lassen möchtest und dich dazu entscheidest gegen die Sucht zu kämpfen, dann können wir das sozusagen nicht helfen.

00:31:52: Aber bei allen Dingen, die in diese Richtung gehen, also zum Beispiel eine Drogenberatungsstelle aufsuchen, aber das ist immer der erste Schritt mehr.

00:31:59: Da kann man dann unterstützen und sagen, wenn du das nicht schaffst, ich komme mit, ich rufe mit dir da an.

00:32:03: Ich helfe dir bei all den Dingen, die in die richtige Richtung gehen, aber zum Beispiel.

00:32:10: den leuten halt schulden abzunehmen oder immer ein rückzugsort zu bieten oder also das alles fördert ja eigentlich den konsum.

00:32:18: dann muss der süchtige nichts ändern.

00:32:20: so ein rock bottom so ein leidensdruck ist im prinzip notwendig damit der betroffene selbst merkt ich muss jetzt handeln.

00:32:27: es ist natürlich total schwer weil dadurch entstehen dann auch auch auch lebensgefährliche situation.

00:32:32: aber das liegt halt in der natur der sache.

00:32:34: es ist ein unheimisch schwieriger umgang aber wir müssen immer aus liebe handeln.

00:32:39: Aber nicht alles zulassen.

00:32:42: Und das ist das Schwierige.

00:32:45: Was würdest du deinen Eltern sagen?

00:32:47: Ich meine, jetzt gerade hören uns wahrscheinlich hier mehr Eltern zu als deren Kinder.

00:32:52: Wir haben eben über die Jugendlichen gesprochen, die potenzielle Konsumenten geworden sind oder viel mehr geworden sind.

00:32:57: Was würdest du deinen Eltern sagen, wenn diese sich denken, ohne jetzt alarmierend natürlich zu wirken?

00:33:03: Mein Kind betrifft das schon nicht.

00:33:04: Ja, also ich denke, und das ist ja jetzt ein ganz guter Aufhänger auch mit der DUPO, Es ist wichtig, früh genug über Dinge zu sprechen.

00:33:12: Wir müssen unseren Kindern nicht eine heile Welt vorspielen, weil es ist keine heile Welt.

00:33:18: Es gibt diese Dinge, es gibt Drogen leider viel mehr, als man vielleicht denkt.

00:33:22: Gerade wenn man da nicht viel mit der Welt zu tun hat, dann denkt man vielleicht, okay, es betrifft bestimmte Leute nur.

00:33:28: Aber das ist nicht der Fall.

00:33:29: Man kann zum Beispiel die Haftbefehldoku gucken und darüber sprechen.

00:33:33: Das kennt Fragen, was das Kind dazu denkt.

00:33:36: sich so abschreckende Beispiele anschauen.

00:33:38: In dem Fall ist es ja wirklich perfekt, dass eine Person, die sozusagen von vielen jungen Leuten respektiert wird und angehimmelt wird, teilweise sogar, und ja auch über Drogen spricht, ganz viel.

00:33:49: Aber auch diese Person hat die Drogen nicht im Griff.

00:33:51: Und geht daran unter und stirbt im Endeffekt quasi.

00:33:54: Man kann ja beim Sterben zugucken in dieser Doku.

00:33:56: Das ist zum Glück dann nicht passiert.

00:33:59: Das ist ja doch ein sehr drastisches Beispiel.

00:34:01: Und ich glaube, früher war es ja mit den Kindern vom Bahnhof so eine Sache.

00:34:04: Ich glaube, dass wir in Schulen darüber sprechen müssen, dass Eltern mit ihren Kindern früh genug darüber sprechen sollten und vor allem betonen müssen, dass halt die Schwelle zur Sucht, das ist ja die Gefahr.

00:34:15: Wahrscheinlich kann man kaum verhindern, dass Jugendliche mit Sachen experimentieren, Dinge ausprobieren.

00:34:19: Das gehört leider auch zum Leben dazu irgendwie.

00:34:22: Klar, am besten wäre es nicht passiert.

00:34:24: Aber es muss halt wichtig sein, den Kind zu vermitteln, wenn du jetzt jedes Mal beim Feiern.

00:34:28: Etwas machst du ja, oder wie jedes Mal beim Feiern trinkst, dann wirst du merken, dann willst du nicht mehr feiern gehen ohne zu tun.

00:34:34: Und da verliert man dann die Freiheit.

00:34:36: Es ist zwar nicht leicht, aber ich glaube, man kann es schon vermitteln.

00:34:39: Wenn du da nicht aufpasst, verlierst du deine Freiheit dauerhaft, weil es eine chronische Krankheit ist.

00:34:43: Und es braucht Menschen, die halt authentisch darstellen und sagen, es ist wirklich so.

00:34:49: Es ist nicht nur Gerede.

00:34:51: Der Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck hat ja jetzt gesagt, diese Doku könnte Prävention leisten, also Menschen tatsächlich vom Konsum abhalten.

00:34:59: Und der Stadtschülerrat in Offenbach, also der Heimatstadt von Eichhut-Annen, fordert auch, dass sie im Unterricht behandelt werden sollte.

00:35:06: Siehst du das auch so?

00:35:07: Ich finde die Dokumentation an sich.

00:35:09: finde ich es auf jeden Fall wertvoll, weil wir einfach hier eine Person haben, die wie gesagt Jugendliche und also erstmal anspricht.

00:35:17: Es ist jetzt zum Beispiel, wenn zum Beispiel zwei Polizisten zur Schule kommen, dann werden schon mal siebzig Prozent der Jugendlichen sagen, er interessiert mich gar nicht was zu sagen.

00:35:24: Wenn ich jetzt meinen Kollegen an der Schule gehen, dann ist es sozusagen schon mal eine andere Geschichte.

00:35:29: Aber wenn ein Held der Jugend sozusagen, eine so angesehene Persönlichkeit, die halt vor allem darüber bekannt ist, Das ist ja positiv im Automobil.

00:35:38: Wenn wir über so jemanden sehen, dass es auch da nicht funktioniert und so abschreckende Bilder sehen, auch diese vorher nachher Vergleich, den wir da sehen.

00:35:45: Und wenn wir dann danach darüber sprechen, auch Fragen zulassen von den Jugendlichen und wirklich ehrlich daran gehen mit denen, dann glaube ich, kann man ganz viel bewirken.

00:35:54: Ich denke, kaum jemand sieht diese Dokumentation und denkt so, würde ich jetzt gerne probieren.

00:35:59: Also kann ich mir sehr schwer vorstellen.

00:36:01: Und da können wir super anknüpfen und halt einen öffentlichen Diskurs starten.

00:36:04: Und ich habe das Gefühl, Dass die Jugend heute und die jungen Menschen ja, ich meine, die haben ja durchs Internet ganz ein ganz anderes Wissen und irgendwie bekommen ja viel mehr von der Welt mit.

00:36:13: Und wenn wir als Gesellschaft da an das Kurs führen und auch Leute sich einschalten, die also andere Rapper oder oder.

00:36:19: Leute, die halt einen Ansehen da haben, dann wird ihn auch zugehört.

00:36:23: Und ich finde, dass dieser Diskurs jetzt so gestartet wurde und so angeheizt wird.

00:36:27: Ich glaube, es ist eine ganz, ganz wertvolle Sache.

00:36:29: Und ich glaube, dass es richtig ist, die Jugendlichen ernst zu nehmen und auch zuzulassen, dass wir harte Themen angehen.

00:36:35: Und du glaubst, dass es also mehr abschrecken und aufklären kann, die Doku als jetzt Triggern oder Romantisieren sogar?

00:36:42: Ich denke in jedem Fall.

00:36:43: Also ich glaube, wenn man die Doku mit offenen Augen guckt.

00:36:48: Und wirklich sich anschaut, dann gibt es ja kaum Momente, in denen man was Positives aus dem Drogenkonsum rauslösen kann.

00:36:55: In meinen Augen ist das Kokain der Hauptdarsteller dieser Dokumentation.

00:36:59: Und das Kokain kommt dabei nicht gut weg.

00:37:01: Und genau das ist wichtig.

00:37:02: Ich würde mir wünschen, dass auch andere Künstler, die auch in ihren Texten die Drogen romantisieren, sich da auch vielleicht zu äußern und auch klarmachen, dass die Kunst zu trennen ist oder zumindest in Teilen von der Realität.

00:37:16: Und ich hoffe, dass sowas auch passiert.

00:37:18: Danke schön, John Cook, für das Gespräch.

00:37:20: Vielen Dank.

00:37:26: Ja, alles andere als ein einfaches Thema und schlimm zu hören, was das mit Menschen macht und wie gefährlich das ist.

00:37:34: Wie denken Sie darüber, dass diese Doku eventuell Unterrichtsmaterial sein könnte?

00:37:39: Finden Sie das gut oder eher nicht?

00:37:40: Schreiben Sie uns dazu gerne an podcast.fz.de.

00:37:44: Ich interessiere natürlich auch noch Ihr Feedback zu dieser Sendung, auch genau an diese E-Mail-Adresse gerne richten.

00:37:50: So, das war es jetzt erst mal für heute und für diese Woche vom FZ Podcast für Deutschland.

00:37:55: Vielen Dank, dass Sie wieder mit dabei waren und ich wünsche Ihnen jetzt erst mal ein schönes Wochenende und sage bis bald.

Über diesen Podcast

Der Nachrichten-Podcast der F.A.Z. mit exklusiven Interviews zu aktuellen Themen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft. Der Podcast für Deutschland bietet Montag bis Freitag um 17 Uhr hintergründige und kontroverse Diskussionen mit F.A.Z.-Redakteuren.

Sie können den Podcast auch hier hören: www.faz.net/podcasts/f-a-z-podcast-fuer-deutschland/

von und mit Frankfurter Allgemeine Zeitung

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