F.A.Z. Podcast für Deutschland

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00:00:04: Was wir hören, ist die BBC Breaking News Sendung vom vergangenen Sonntagabend.

00:00:18: Die Nachrichtensprecherin verkündet die Rücktritte von Generaldirektor Tim Davy und Nachrichtenschefin Deborah Turnes.

00:00:25: Die BBC, weltberühmte öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Großbritanniens, steckt in einer ihrer schwersten Krisen.

00:00:31: Der Auslöser ist ein Beitrag der Sendung Panorama über Donald Trump.

00:00:36: Darin wurden zwei Passagen seiner sechste Januar Rede zusammengeschnitten, ohne klar zu kennzeichnen, dass sie aus unterschiedlichen Teilen stammen.

00:00:43: Für Kritiker ein klarer Fehler, vielleicht sogar Absicht, andere Sprechen von einer politischen Kampagne gegen die

00:00:48: BBC.

00:00:49: Was ist wirklich passiert und wie viel politischer Druck lastet auf dem Ganzen?

00:00:53: Und aus dem, welche Schatten wirft der Skandal auf uns hier in Deutschland?

00:00:57: Genauer genommen, nach Brandenburg.

00:00:59: Darüber spreche ich heute mit Gina Thomas.

00:01:02: Sie berichtet für unser Föhe-Ton aus Großbritannien und mit Michael Hahnfeld, dem Leiter des FAZ-Medienressorts.

00:01:09: Sie hören den FAZ-Podcast für Deutschland heute am Mittwoch, den zwölften November, twenty-fünfundzwanzig.

00:01:14: Mein Name ist Michael Götz und ich freue mich sehr, dass Sie zu hören.

00:01:20: Natürlich schalten wir jetzt direkt zu Beginn in die Heimat der BBC.

00:01:23: Bei mir in der Leitung ist Gina Thomas.

00:01:25: Sie kennt die Kultur und Politik hinter der BBC so gut wie kaum jemand sonst und berichtet für das FAZ-Verletor regelmäßig aus London.

00:01:33: Schön, dass Sie da sind.

00:01:35: Zunächst einmal möchte ich mit Ihnen die Ereignisse ein bisschen ordnen.

00:01:38: Am Sonntagabend meldete die BBC die Rücktritte von Generaldirektor Tim Davy und Nachrichtenchefin Deborah Turnes.

00:01:45: Den Auslöser können wir uns direkt einmal anhören.

00:01:56: Hier gleich nochmal zum Vergleich die Rede, wie sie im Original weiterging.

00:02:11: Was haben wir da gehört?

00:02:12: und warum ist das journalistisch heikel?

00:02:14: Es ist journalistisch heikel bei zwei Stellen aus einer mehr als einstündigen Rede von Trump.

00:02:21: so zusammengeschnitten wurden, um den Eindruck zu erwecken, er habe aktiv seine Anhänger zur Gewalt angeheizt.

00:02:29: Ist das nur ein Kennzeichnungsfehler oder sehen Sie da mehr?

00:02:33: Ich glaube, da ist mehr.

00:02:34: Es war eine Dokumentarsendung, die kurz vor der amerikanischen Wahl ausgestrahlt wurde und sehr parteisch war.

00:02:43: Und das Gebot der BBC ist nicht parteisch zu sein.

00:02:48: Es ist eine Verfälschung.

00:02:51: Die Dokumentation über Donald Trump, also es geht ja konkret um seine sechste Januarrede, die hat im Format Panorama stattgefunden.

00:02:58: Das ist ja durchaus bekannt in England.

00:03:00: Die Panoramasendung ist eine investigative Sendung, die seit Jahrzehnten läuft und immer wieder sehr wichtige Fälle aufgedeckt hat.

00:03:09: Wie kam das Ganze denn jetzt an die Öffentlichkeit, das da geschnitten wurde, ohne es kändlich zu machen?

00:03:14: Das kann man die Öffentlichkeit, weil ein Berater eines Gremiums der BBC, das für die Maßstäbe zuständig ist, die redaktionellen Maßstäbe.

00:03:25: Der hat einen Bericht erstellt, einen internen Bericht und auf diesen Bericht ist die BBC nicht hinreichend eingegangen.

00:03:35: Und irgendjemand, man weiß nicht, wer, hat diesen Bericht im Daily Telegraph zugespielt.

00:03:40: Dazu muss man wissen, dass der Daily Telegraph immer wieder gegen die BBC wettert.

00:03:46: und immer wieder ihr linke Voreingenommenheit vorwirft.

00:03:50: Und der Daily Telegraph hat das in der vergangenen Woche veröffentlicht, auch den ganzen Bericht veröffentlicht, der mehrere Beispiele nennt für Voreingenommenheit, unter anderem die Berichterstattung über Gaza und auch die Berichterstattung über Transgender-Fragen und viele andere Sachen auch.

00:04:11: Und das hat die BBC eine Woche lang geschwiegen.

00:04:16: Dazu.

00:04:17: Und der Telegraf hat auch gemeldet und berichtet, dass dieser Bericht schon dem Vorstand schon monatelang vorliegt.

00:04:26: Und sie haben trotzdem nichts unternommen.

00:04:29: Und können Sie sich erklären, worin dieses Schweigen darüber begründet ist?

00:04:33: Normalerweise müsste man doch jetzt relativ Zeit nach reagieren.

00:04:37: Also man muss sagen, der der Vorstandsvorsitzende behauptet es sei intern.

00:04:42: Veränderungen vorgenommen worden.

00:04:44: Davon hat die Außenwelt allerdings nichts gespürt.

00:04:48: Und die Haltung der BBC ist eine Art von Bunkerhaltung, habe ich den Eindruck, weil sie bis jetzt nicht einzusehen scheint, wie dramatisch im Grunde diese Verfälschung der Trump-Brede ist oder wie sehr das ein Verrat an den Werten der BBC ist.

00:05:11: In diesem Memo.

00:05:12: was dem Telegram Vorlag ist von systemischen Problemen, die Rede.

00:05:16: Was ist denn genau der Vorwurf?

00:05:18: Also das ist jetzt ein langer Vorwurf.

00:05:20: Das ist nicht neu.

00:05:21: Was neu war, sind die sehr genauen Beispiele dafür.

00:05:27: Dieser Vorwurf der systemischen Voreingenommenheit wird seit mehreren Jahren erhoben, kam auch von der Linken.

00:05:35: Die BBC wird von beiden Seiten angegriffen.

00:05:39: Manchmal hat man den Eindruck, dass sie immer von den Deuten angegriffen wird, die meinen, dass ihre eigene Meinung dort nicht hinreichend berücksichtigt wird.

00:05:50: Linke Regierung haben der BBC vor Eingenommenheit vorgeworfen.

00:05:54: Der Premierminister Harold Wilson zum Beispiel weigerte sich, der BBC Interviews zu geben, eine Zeit lang.

00:06:00: Und Margaret Thatcher stand auf Kriegsfuß mit der BBC.

00:06:04: Toni Blair stand auf Kriegsfuß mit der BBC.

00:06:08: Und in den letzten Jahren haben sich die Vorwürfe von Seiten der Konservativen immer wieder gehäuft.

00:06:16: Boris Johnson war einer der Wortschürer in dieser Debatte und ist es in gewisser Hinsicht immer noch.

00:06:23: Dieses Links-Rechts spielt eine große Rolle.

00:06:26: Es gibt jetzt ein Gerücht, dass Deborah Turner und Tim Davy, die beiden führenden Persönlichkeiten, die gehen mussten, sich eigentlich entschuldigen wollten und das aber ja nicht durften in Anführungszeichen.

00:06:38: Was ist da dran?

00:06:39: Also ich glaube, es ist ein bisschen anders.

00:06:41: Die haben einen, also soweit man hört, es gibt unterschiedliche Schwerpunkte, die gesetzt werden in der Berichterstattung.

00:06:52: Genau weiß es, glaube ich, wissen das nur die Leute, die da waren.

00:06:56: Aber es scheint so zu sein, dass ein Entwurf verfasst wurde für eine Erklärung und der Vorstand konnte sich nicht darauf einigen.

00:07:07: Nun ist eine zunehmend kontroversen Figur, ist ein Mann namens Robbie Gibb geworden, der früher auch Journalist war, der dann Sprecher für Theresa May, die konservative Premierministerin war.

00:07:22: Und dann in den Vorstand aufgenommen wurde auf Wunsch, ich glaube, der Regierung Johnson, als eine Stimme, die für konservative Werte einstehen werde.

00:07:35: Dem wird vorgeworfen, eine Art von Putz organisiert zu haben, um die linke, voreingenommene Auffassung aus der BBC rauszumerzen.

00:07:52: Und könnten Sie sich vorstellen, dass es wirklich ja um eine politische Kampagne geht?

00:07:57: Nein, nicht so einfach.

00:08:00: Ich glaube, es ist viel komplizierter und das einfach in dieser Zeit, wo die politische Korrektheit eine große Rolle spielt.

00:08:09: Es gibt Leute, der missfällt, dass die BBC Rücksicht nimmt auf viele der politisch korrekten Eigenschaften oder Neigungen, die überall in der Gesellschaft jetzt sichtbar werden.

00:08:24: Und dagegen sehren sich viele.

00:08:27: Ich würde mit Ihnen gerne nochmal auf die Statements von Deborah Turnes und Tim Davy eingehen.

00:08:32: Wir können da jetzt mal gerade reinhören, die sind unmittelbar nach den Rücktritten entstanden.

00:08:40: Für Deborah Turnes war es ein Privileg, BBC News zu führen.

00:08:44: Sie sagt, ich bin zurückgetreten, weil am Ende die Verantwortung bei mir liegt.

00:08:48: Eines will sie aber klarstellen.

00:08:50: BBC News ist nicht institutionell voreingenommen.

00:08:53: Deshalb genießt der Sender weltweit so großes Vertrauen.

00:09:06: Tim Davy betont, er ist immer noch da, um die BBC zu führen und zu unterstützen.

00:09:11: Er sei sehr stolz auf die Journalistinnen und Journalisten und danke ihnen für ihre wichtige Arbeit im Haus und überall in der BBC.

00:09:18: Der Sender werde weiter gedeihen und er stehe hinter dem Team.

00:09:23: Die beiden stellen sich ja... Ganz klar vor Ihre Mitarbeiter und äußern sich sehr positiv über die BBC.

00:09:29: Das könnt ihr auch anders ausfallen.

00:09:31: Wie ordnen Sie das ein?

00:09:32: Es

00:09:32: ist sehr schwierig eigentlich zu sehen, natürlich macht die BBC wunderbare Sachen.

00:09:38: Dieser Eindruck der systemischen Voreingenommenheit ist.

00:09:42: in der Öffentlichkeit wird das ganz anderes gesehen.

00:09:45: Am Montag war eine Umfrage, die zeigte, dass Ich glaube, einunddreißig Prozent der Zuschauer meinte, die BBC sei nach links voreingenommen.

00:09:57: Aber neunzehn Prozent sind da an sich, sie sei nach rechts voreingenommen.

00:10:03: Eine ähnliche Kluft entsteht, wenn man das Thema Israel und Gaza nimmt.

00:10:08: Da gibt es auch sehr viele, die finden, dass die BBC nicht kritisch genug über palästinensische Sicht der Dinge spricht.

00:10:20: Es ist nicht so, dass die Mehrheit der Zuschauer finde, dass die BBC nur nach einer Seite hinvoreingenommen ist.

00:10:28: Deborah Turnes und Tim Davy und ich glaube, der Vorstand haben in ihren Reaktionen auf diesen Skandal sehr merkwürdig reagiert, indem sie nicht zu erkennen scheinen, welcher Vertrauensbruch dieser Zusammenschnitt darstellt.

00:10:48: Jetzt haben wir einen weiteren Protagonisten nur gestreift.

00:10:52: Welche Rolle spielt denn der US-amerikanische Präsidentin

00:10:54: im Ganzen?

00:10:55: Naja, für den ist es absolut nisgefundenes Essen, weil er sich bestätigt sieht, in seinen ganzen Fake-News-Vorwürfen erklagt jetzt.

00:11:06: Er fordert einen Milliardenschadensersatz, wenn die BBC bis Freitag Nachmittag nicht auf seine Forderung eingeht, zu den Forderungen gehören.

00:11:17: eine Entschuldigung.

00:11:19: Die BBC sagt, sie habe diese Entschuldigung ausgesprochen.

00:11:23: Ich finde, es war, Sie haben gesagt, dass Sie im Nachhinein einen Einschätzungsfehler gemacht hätten.

00:11:30: Ich weiß nicht, ob das wirklich eine richtige Entschuldigung ist und erfordert eine ungenannte Schadensersatzsumme bis Freitag Nachmittag.

00:11:42: Hat das auch Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Großbritannien und die USA als Staaten?

00:11:46: Nein, das glaube ich nicht.

00:11:48: Nein, es hat Auswirkungen auf das Ansehen der BBC, was immer noch sehr hoch ist.

00:11:54: Es wird überall als der vertrauenswürdigste Sender eingeordnet.

00:12:00: Und man muss dazu wissen, die BBC ist eine Institution, wie Sie, glaube ich, die deutschen Fernsehanstalten nicht sind.

00:12:08: Das ist eine nationale Institution.

00:12:11: Man hat das Gefühl, uns gehört dieser Sender, die Steuern gehen, also die Abgabe, die Gebühr geht direkt an die BBC.

00:12:19: Es ist eine nationale Institution, eine Institution, die das Land eint, in gewisser Hinsicht.

00:12:27: Das hat es auch in der Pandemie, hat sie das auch zum Beispiel getan, im Krieg hat sie das getan.

00:12:35: Es gibt eine Emotion, oder es gab eine emotionale Bindung.

00:12:39: der Nation an diese Institution.

00:12:42: Und es ist bezeichnend, dass diese Institution genauso in der Krise ist wie jetzt die zwei anderen großen nationalen Institutionen, die Monarchie.

00:12:52: und die angikanische Kirche.

00:12:54: Und man muss sich ja auch verdeutlichen, dass die BBC noch viel größer dieses Prinzip der Unparteiligkeit hat.

00:13:00: Also wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es ja da zum Beispiel so Formate wie Meinung

00:13:04: und Kommentar gar

00:13:05: nicht.

00:13:05: Das ist ein Gebot, dass sie unparteilig ist, weil sie alle, weil sie die gesamte Bevölkerung repräsentiert und sie anders als kommerzielle Sender oder kommerzielle Medien eine neutrale Stimme sein soll.

00:13:23: Die informiert, dass es eine ihrer drei Aufgaben ist, zu informieren, zu bilden und zu unterhalten.

00:13:30: Sie beurachten die BBC schon seit einer Weile.

00:13:33: Man sagt ja auch, die BBC hat viele Stürme überstanden.

00:13:35: Wie hoch ist denn die Windstärke ihrer Einschätzung nach jetzt?

00:13:39: Ich glaube, sie ist sehr stark, weil seit Jahren jetzt das Thema der Voreingenommenheit ein Streitfaktor ist.

00:13:48: Es gab ja auch mehrere Instanzen, wo es zu mir klar gekommen ist, aber die BBC ist jetzt besonders gefährdet, würde ich sagen, weil in zwei Jahren die königliche Charter ausläuft und das entspricht dem Rundfunk Grundgesetz.

00:14:07: Und da wird immer wieder verhandelt über die Rundfunkgebühr unter anderem.

00:14:12: Und diese Rundfunkgebühr, dieser Beitrag, der ungefähr Rundachtzig Pfund im Jahr ist, wird immer zunehmend angefochten, die Rechtsfertigung dafür.

00:14:23: Also die anderen Sender finden das unfair, dass sie nichts bekommen, weil die gesamte Rundfunkgebühr an die BBC geht.

00:14:32: Und natürlich ist in einer Zeit, in der viele Leute die BBC auch gar nicht mehr wirklich anschauen.

00:14:40: Das Argument für die Rechtfertigung dieser Gebühr wird immer schwächer.

00:14:45: Düstere Aussichten für die BBC.

00:14:47: Vielen Dank, Frau Thomas, für die klare Einordnung aus London.

00:14:49: Ich danke Ihnen.

00:14:55: Von der britischen Perspektive wieder zurück hier in die Redaktion.

00:14:58: Ich stelle mir natürlich die Fragen, was ist da noch zulässige Zuspitzung, wie man auch wo fängt Verzerrung an und wie halten wir an klaren Regeln fest.

00:15:06: Welche Maßnahmen helfen, um gegenseitiges Vertrauen zwischen Medienschaffen einerseits und dem Publikum an auf der anderen Seite herzustellen?

00:15:13: Und was bedeutet der Skandal in der BBC für die deutsche Medienlandschaft?

00:15:17: Darüber spreche ich jetzt mit Michael Hahnfeld, Leiter unseres Medienressorts.

00:15:21: Herzlich willkommen hier im Studio.

00:15:22: Schönen guten Tag.

00:15:24: Kann man eine klare Brennlinie ziehen, wo ein schlichterhandwerklicher Fehler aufhört und wo die bewusste Verzerrung anfängt?

00:15:31: Im Einzelfall muss man das immer beurteilen.

00:15:34: Es ist schwierig, wenn man sich aber das Beispiel, dass die BBC mit dem Zusammenschnitt der Rede von Donald Trump angestellt hat, wenn man sich das genau anschaut, wird man feststellen, das ist nicht einfach ein Fehler.

00:15:49: Der hat eine ellenlange Rede gehalten.

00:15:52: zusammengezogen wurden Aussagen in seiner Rede, die ungefähr eine Stunde auseinander lagen, sodass man als Zuschauer der BBC-Sendung Panorama den Eindruck haben musste, Donald Trump hat aufgerufen, direkt zu Gewalt, we will fight.

00:16:11: Wenn man sich aber die Rede im Ganzen anguckt, sieht man, dass er zuerst lang und breit von einem friedlichen Marsch in Washington gesprochen hat und dass die Stelle We Will Fight sehr viel später kommt.

00:16:23: Und wenn man das so macht, dann ist das kein Fehler.

00:16:26: Dann ist das eine gewollte Zuspitzung.

00:16:29: Und ich kann mir vorstellen, dass in dem Prozess, wenn es ihn denn geben sollte, wenn die BBC sich nicht dazu bequem eine große Entschuldigung abzusenden und es damit vielleicht abgewendet wird, es auch nicht so schwierig sein wird, da einen Vorsatz nachzuweisen.

00:16:47: Wenn Sie sich ein journalistisches Stück vornehmen und Sie haben Äußerungen von jemandem, die Ihnen insgesamt zu lange erscheinen für Ihren Nachrichtenformat, die müssen da halt rein, klar, oder aber in eine längere Sendung wie diese hier, dann müssen Sie sich als Journalist aber doch immer noch inhaltlich an dem messen, was Ihr Material ist und nicht was anderes draus machen.

00:17:12: Und die BBC hat das in dem Fall getan.

00:17:14: Das heißt also, Sie hätten das... mindestens kändlich machen müssen.

00:17:18: Also ihr hättest kändlich machen müssen, aber der Zusammenschnitt ist an sich nicht in Ordnung, weil da Aussagen zusammengepappt wurden, die nicht zusammengehören.

00:17:30: Und kändlich machen, das würde nicht ausreichen.

00:17:35: Das ist ein Fehler.

00:17:37: So sollte man journalistisch nicht arbeiten.

00:17:39: Wenn man Kritik an Donald Trump hat, gibt es vielfältige Möglichkeiten, die zu äußern.

00:17:45: und sie auch zu Belegen mitstellen, aber nicht auf diese Weise.

00:17:50: Wenn wir jetzt auf den Umgang der BBC mit der Situation schauen, welche Strukturen braucht denn ein Haus, um Fehler schnell zu erkennen und darauf transparent zu reagieren und sie dann auch vor allem zu korrigieren, ohne dass man sofort in blinden Aktionismus verfällt?

00:18:06: Sie brauchen natürlich zuerst mal in der Redaktion die Kontrolle.

00:18:10: So ein Stück macht ja nicht einer alleine oder eine alleine, sondern das kommt das in der Redaktion.

00:18:16: Die Verantwortlichen dafür müssen sich das genau anschauen und feststellen, okay, das hat Hand und Fuß.

00:18:22: oder aber das müssen wir noch verändern, verbessern.

00:18:25: Das ist Nummer eins, die redaktionelle Verantwortung.

00:18:28: Die geht dann weiter an die Chefredaktion und die Chefin von BBC News hat ja nun jetzt auch die Verantwortung übernommen und ist zurückgetreten.

00:18:38: Aber das hätte einem schon vorher auffallen können.

00:18:41: Was öffentliche Rundfunk-Sender dann auch noch brauchen, sind Gremien der Selbstkontrolle, wie wir sie haben, mit den Rundfunkräten beim ZDF, das ist der Fernsehrat.

00:18:54: Da werden ja Menschen hingeschickt als Vertreter gesellschaftlicher Gruppen, die unsere Gesellschaft abbilden sollen, so als Repräsentation.

00:19:04: Und die beschäftigen sich auch mit Programmkritik.

00:19:07: Da gibt es dann auch eigene Ausschüsse, die sich mit dem Programm beschäftigen, in denen Fehler diskutiert und diejenigen, die dafür verantwortlich sind, auch zur Rechenschaft gezogen werden, dass sie zumindest Transparenz darüber herstellen.

00:19:24: Das ist auf dem Papier ein gutes System, in der Praxis aber funktioniert es weniger gut.

00:19:30: Sie sprechen die Praxis schon an.

00:19:32: Natürlich wäre jetzt das passende Gegenargument, hey, wir können diese komplette Trump-Riede nicht in voller Länge senden, weil sonst schlafen uns die Leute vom Fernseher ein.

00:19:40: Und wir können aber auch nicht alle zwei Minuten Disclaimer machen, dass wir jetzt einen Schnitt gemacht haben, sonst schaut sich es auch keiner mehr an, weil die Sendung dann keinen Fluss mehr hat.

00:19:48: Also, ja, was sagen Sie dazu?

00:19:52: Das ist ein Lachen schon gerade, ich muss nur gerade

00:19:54: sagen,

00:19:55: die Zuhörer, die Sie ja nicht sehen können.

00:19:57: Ich kann auch jedem empfehlen, sich den Zusammenschnitt mal anzugucken.

00:20:00: Den kann man im Internet, findet man den relativ schnell.

00:20:03: Und dann, sich die Mühe zu machen, es gibt britische Zeitungen, die haben die beiden Ausschnitte nebeneinander gestellt.

00:20:08: Das ist kein großer Aufwand, das nachzuvollziehen.

00:20:11: Und da werden Sie sehen, klar, die gesamte Rede von Donald Trump, die können Sie in keine Sendung reinbringen.

00:20:17: Die würde sämtliche Zuschauer verjagen.

00:20:20: Aber... Sie müssen, wenn Sie solche Aussagen zusammenschneiden oder es darauf reduzieren, müssen Sie da zumindest zwischen diesen beiden Aussagen, die da verklebt worden sind, einen Cut machen.

00:20:33: Oder Sie müssten dazu sagen, damit hat er begonnen und im Laufe seiner Rede hatte da noch noch diesen Aspekt erwähnt.

00:20:39: Wenn Sie das aber so zusammenschieben, ergibt es etwas anderes.

00:20:44: Genau, das ist jetzt dann natürlich passiert.

00:20:46: Ein Punkt, der oft untergeht.

00:20:48: Alle Medien stehen ja heute im Aufmerksamkeitswettbewerb.

00:20:51: Und natürlich, wir haben auch nicht mehr die drei Programme von früher vielleicht, ein Kampf um Reichweiten, den können wir nicht wegdiskutieren.

00:20:58: Und Emotion ist ja da sowas wie die beste Waffe.

00:21:00: Ist das vielleicht der Ausgangspunkt für das Problem?

00:21:03: In dem Fallen glaube ich das nicht.

00:21:05: Also Emotion, Emotionalisierung geht es da nicht.

00:21:08: Das war in der Abrechnung mit Donald Trump.

00:21:11: Die kann man ja auch machen.

00:21:12: Das ist ja journalistisch vollkommen legitim.

00:21:15: Aber eben nicht mit diesen Mitteln.

00:21:17: So spielt man doch jemanden wie Donald Trump gnadenlos in die Karten.

00:21:22: Dieser Mann ist ein Autokrat, der will unabhängige Medien vernichten.

00:21:26: Und das macht er unter anderem durch Millionen und Milliarden Klagen und den USA hat damit Erfolg.

00:21:33: Und wenn man hin geht und so ... arbeitet, wie die BBC es jetzt gemacht hat.

00:21:38: Das ist für den ja eine gigantische Einladung und dann kann er wieder loslegen und über die Mainstream-Lügen-Medien herziehen.

00:21:44: und dass es die Wahrheit nur bei ihm gibt auf seiner eigenen Plattform Truth Social und auf den ganzen Hanseln, die er jetzt da als Journalistendarsteller im weißen Haus vorlässt und die echten Journalisten aussortiert.

00:21:59: Ein größeres Geschenk kann man Donald Trump gar nicht machen.

00:22:02: So geht es echt nicht.

00:22:04: Und diese Polarisierung, die setzt ja die Redaktionen auch zunehmend unter Druck.

00:22:08: Jetzt war die BBC ja bislang angeblich immer die absolute Vorreiterin der Neutralität.

00:22:13: Ist das heutzutage noch durchzuhalten und stimmt das überhaupt noch?

00:22:18: Die BBC ist vor allem als internationales Nachrichtenmedium führend und wichtig in der ganzen Welt.

00:22:25: So wie es in Deutschland die deutsche Welle macht, auch mit großer Bedeutung, ist es BBC International führend.

00:22:35: Aber ob das noch mit Unparteiligkeit zu tun hat, was die BBC so an Nachrichten bringt und an Nachrichten-Sendungen an Journalismus produziert, das war ich doch zu bezweifeln.

00:22:49: Wenn Sie sich anschauen, dass die für eine Skandalgeschichte haben, so über die letzten zwanzig, fünf zwanzig Jahre, da waren wirklich große Klopper dabei.

00:22:59: Die Kollegin Frau Thomas Hans vielleicht schon erwähnt, aber schon auch dieses legendäre Interview mit Prinzessin Diana ist auf krummen Wegen zustande gekommen und das wurde vollkommen vertuscht.

00:23:10: Und überlegen Sie sich mal, wie das wirkt und was es für ein journalistisches Haus bedeutet, wenn auf diese Art und Weise das Skandale unter der Decke gehalten werden soll.

00:23:21: Das führt dann schließlich dazu, dass es berechtigte Kritik gibt und dass die Leute keine Lust mehr haben, solche Sender zu finanzieren durch eine Runde von Gebühren.

00:23:29: Ich würde gerne nochmal auf die Rolle von Donald Trump zurückkommen.

00:23:32: Er greift ja die Medien im Inland an.

00:23:35: Jetzt hat er das, ja, ich glaube zum ersten Mal im Ausland getan.

00:23:38: Ist das jetzt ein Strategiewechsel?

00:23:41: Nein, das macht er überall.

00:23:43: Alles, was ihm gemeldet wird, man soll ja auch Journalisten aus aller Welt melden, die angeblich über die USA Unwahrheiten verbreiten.

00:23:53: Das sind sogar einzelne.

00:23:54: Das sind Journalisten aus der ganzen Welt.

00:23:56: Wir haben sich auch schon beschwert über das CTF, über den Komponenten in Washington, Herrn Tewissen und über Frau Hayali.

00:24:06: Das heißt, der hat ein sehr gutes Überwachungssystem und ein Meldesystem, in dem Journalisten aus der ganzen Welt auftauchen.

00:24:17: Und für ausländische Journalisten ist es besonders prekär, die haben dann vielleicht plötzlich kein Visum mehr.

00:24:22: Also kein Strategiewechsel, die Strategie von Donald Trump steht.

00:24:26: Das ist die Vernichtung der unabhängigen Medien in den USA natürlich zuerst, aber der Angriff auf unabhängige Medien weltweit.

00:24:34: Unter anderem natürlich auch durch die sozialen Netzwerke und Plattformen, die ihm höhrig sind.

00:24:40: Und das ist nicht nur Elon Musk.

00:24:43: Er hat jetzt auch ein Ultimatum gestellt, fordert eine richtig Stellung und die Entschuldigung.

00:24:47: Wie geht man denn als Journalist am besten mit so was um?

00:24:50: Das muss ich jetzt die BBC-Führung überlegen.

00:24:54: Der zurückgetretene Generaldirektor Tim Davy ist ja noch weiter interämistisch im Amt und er hat einen neuen Newschef eingesetzt.

00:25:05: Der allerdings soll ein großer Befürworter dieses Zusammenschnitts gewesen sein.

00:25:10: Die müssen sich jetzt überlegen, was sie machen.

00:25:12: wie sie ihr Verhalten erklären, ob sie auf die Aufforderung eingehen, das so prominent auch im Programm zu machen, wie Donald Trump sich das vorstellt.

00:25:22: Die Forderung lautet ja, das müsste jetzt genauso groß aufsehen, wie die Sendung gelaufen ist.

00:25:27: Also, da müsste man eine ganz ehrliche Selbsterklärung hinsetzen.

00:25:33: Und wenn man die Überzeugung ist, kein Fehler gemacht zu haben, dann muss man das bei der Gelegenheit auch erklären können.

00:25:40: würde ich mir so als Zuschauer und als britischer Rundfunkgebühren zahler wünschen.

00:25:46: Ich finde, darauf hat die Öffentlichkeit ein Anrecht.

00:25:48: Und dann kann man noch mal schauen, ob das, was Donald Trump sich davor stellt, die Sache ist demalach.

00:25:54: kommen will oder man riskierte einen Prozess.

00:25:58: So ein Fall führt ja auch vielleicht zu sowas wie Unsicherheit oder Angst vor Fehlern.

00:26:03: Das ist natürlich immer eine schlechte Sache für Journalisten.

00:26:06: Jetzt machen Sie den Job schon eine Weile.

00:26:07: Was würden Sie denn jemandem raten, der mit Anfang zwanzig gerade im Voluntariat steckt?

00:26:13: Dem würde ich sagen, dass er oder sie sich ein dickes Fell zulegen muss.

00:26:19: Man darf keine Angst vor Fehlern haben.

00:26:21: Wenn man in einer Redaktion arbeitet, sollte es Kolleginnen und Kollegen geben, die einen auch vor Fehlern bewahren.

00:26:28: Den Fehler macht jeder.

00:26:30: Und den Leserinnen und Lesern fällt es ja auch sofort auf.

00:26:35: Im schon lange angebrochenen Internetzeitalter dauert es ja nur Sekunden, bis sich jemand darauf hinweist, dass sie einen Vornamen falsch geschrieben haben.

00:26:43: Und solche Sachen können immer passieren.

00:26:44: Aber das hier ... Bei der BBC ist kein Fehler.

00:26:47: Meines Erachtens ist das Absicht.

00:26:49: Und das hat dann auch mit Journalismus nichts mehr zu tun.

00:26:52: Also junge Leute im Journalismus brauchen ein dickes Fell.

00:26:55: Denn wenn man Kritik übt und wenn man sich auch als Autorin oder Autor kämtlich macht, dann gibt es das, was man Shitstorm nennt sofort.

00:27:07: Davon sollte man sich nicht beeindrucken lassen von sachlicher Kritik.

00:27:10: Wenn man Fehler gemacht hat, schon.

00:27:13: Welche Lehren ergeben sich denn jetzt daraus für unsere öffentlich-rechtlichen und andere großen Medienhäuser in Deutschland?

00:27:19: Die Lehre daraus sollte sein, dass man eine Selbstkontrolle hat, die funktioniert und dass man darüber Transparenz seinem Publikum gegenüber herstellen muss.

00:27:31: Denn das Vertrauen als Journalist verspielen sie, wenn sie solche Sachen beschweigen oder wenn sie sich dazu gar nicht erklären und wenn sie sich auch dann nicht... öffentlich verteidigen können.

00:27:45: und in der Britoliger steckt die BBC im Augenblick.

00:27:49: Und sehen Sie die Möglichkeit, dass bei uns auch politisch agiert wird von rechts oder von links, weil einem die jeweilige Meinung oder die jeweilige Ausrichtung von Medien nicht passt?

00:28:01: Ja klar, also Politiker gucken alle auf das, was der öffentliche Rundfunk macht und wir haben inzwischen grundsätzliche Gegner in der politischen Landschaft, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, so wie wir ihn haben, gerne abschaffen sollen.

00:28:15: Das ist die AfD.

00:28:16: Es ist aber auch das BSW.

00:28:19: Sie sehen das im Augenblick.

00:28:21: Da werden Rundfunkstaatsverträge verabschiedet.

00:28:25: Da dauert es Jahre, bis die Bundesländer in Verhandlungen einen Rundfunkstaatsvertrag zum Beispiel zur Finanzierung oder zur Reform von ARD, ZDF und Deutschland Radio, der jetzt gerade ansteht, der Vertrag.

00:28:36: Die müssen dann von den Landesregierung unterzeichnet werden und sie brauchen in den Landtagen die Zustimmung.

00:28:42: Da sind wir jetzt im Augenblick und der Rundfunkstaatsvertrag, der die Reform von ALD, CTF und Deutschland Radio einleiten soll, hängt jetzt davon ab, ob in Brandenburg genügend Stimmen im Landtag zusammenkommen.

00:28:56: und das BSW sagt, nein und zwar nicht aus Gründen Dass der ein oder andere Punkt der Reform ihn nicht gefällt, sondern das finden sie grundsätzlich zu wenig.

00:29:07: Und dahinter steckt krasser noch bei der AfD, der politische Wille den öffentlichen Rundpunkt kleinzumachen.

00:29:16: Sie haben den aktuellen Fall in Brandenburg gerade schon angesprochen.

00:29:19: Das heißt, das eskaliert im Zweifelsfall so weit, dass eine Landesregierung auch separiert?

00:29:23: Das sieht so aus.

00:29:25: Heute wird der Hauptausschuss des Landtags sich damit beschäftigen.

00:29:28: Nächste Woche ist die Abstimmung.

00:29:29: Und es kann sein, dass die Stimmen auch der Opposition, der CDU und vielleicht dann doch noch der ein oder andere vom BSW reichen.

00:29:39: Es kann aber genauso gut sein, dass dieser Rundfunkstaatsvertrag an dem Jahr lang gearbeitet wurde, genau daran scheitert.

00:29:45: Und wie das dann für die Regierungskoalition in Brandenburg weitergeht, kann ich mir nicht vorstellen.

00:29:51: Aber ich kann mir vorstellen, da sind unsere Korrespondenten noch viel besser informiert und vielleicht ist das dann ja nächste Woche das Thema.

00:29:59: Wir schauen auf jeden Fall da auch weiter drauf.

00:30:01: Vielen Dank Ihnen für die tiefgreifende Analyse, Herr Anfeld.

00:30:04: Ich danke Ihnen.

00:30:08: Fehler benennen, offen kommunizieren und gleichzeitig politischen Gegenwind früh erkennen.

00:30:12: Da muss man ganz schön viele Bälle gleichzeitig in der Luft halten.

00:30:16: Die BBC erlebt das gerade und wie sie aus der Krise kommt, entscheidet nicht nur die Politik, sondern vor allem die tägliche Arbeit an Transparenz und Unparteiligkeit.

00:30:25: Wie sehen Sie das?

00:30:26: Räumen Sie den Medien eine gewisse Fehler-Toleranz ein?

00:30:29: Wo endet die?

00:30:31: Und wünschen Sie sich an der einen oder anderen Stelle mehr Neutralität oder vielleicht sogar sehr Meinung und Kommentar?

00:30:37: Schreiben Sie uns gerne an podcastetfaz.de.

00:30:41: Vielen Dank an Sandra Klywer für die Mitarbeit an dieser Sendung.

00:30:44: Danke Ihnen fürs Zuhören.

00:30:45: Ich verabschiede mich.

00:30:46: Bis morgen.

Über diesen Podcast

Der Nachrichten-Podcast der F.A.Z. mit exklusiven Interviews zu aktuellen Themen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft. Der Podcast für Deutschland bietet Montag bis Freitag um 17 Uhr hintergründige und kontroverse Diskussionen mit F.A.Z.-Redakteuren.

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von und mit Frankfurter Allgemeine Zeitung

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